Energiesparer


In der Wildnis ist ein Pferd darauf angewiesen, bei Gefahr umgehend die Flucht zu ergreifen. Die Pflanzennahrung stellt besonders im Winter oder in Trockenzeiten wenig Energie zur Verfügung. Umso wichtiger ist das Energiesparen in jeder Lebenslage.
Damit die Herde sich ausruhen kann, wacht abwechselnd ein Tier. Jedes Tier bekommt so genug Schlaf. Im Notfall können alle ihre volle Kraft für die Flucht einsetzen.
In der Natur schlafen Pferde nachts in mehreren kurzen Phasen. Insgesamt liegen sie nicht mehr als zwei oder drei Stunden im Tiefschlaf. Im Stehen dösen die Pferde über mehrere Stunden am Tag. Dazu stellen sie einen Hinterhuf auf die Hufspitze und lassen den Kopf hängen. Die  Augen sind geschlossen, die Unterlippe hängt oft locker herunter. Fohlen schlafen viel mehr und liegen auch viel mehr als erwachsene Pferde.

Um Energie zu sparen bewegen Pferde sich selten unnötig. Sie wandern gemächlich, während sie Futter suchen. In der Natur kann Energieverschwendung das Leben kosten.
Ein im Stehen dösendes Pferd kann von einer Sekunde auf die andere in vollem Galopp fliehen. Es spart beim Dösen Energie, indem es die Beinmuskeln besonders effektiv nutzt.
Nur im Schlaf auf der Seite entspannt es total. Dann träumen Pferde auch.

Auf der Weide oder in Offenställen und Paddocks sieht man manchmal Pferde, die flach auf der Seite liegen. Ein Pferd braucht dazu eine vertraute, ruhige Umgebung. Ein ängstliches Pferd will jederzeit fluchtbereit sein. Wenn man zu ungewöhnlicher Zeit in den Stall kommt, kann es durchaus sein, dass man das Pferd im Tiefschlaf antrifft.
   
Für Spiele wenden Pferde scheinbar „unnötig“ Energie auf. Spiele haben jedoch eine lebenswichtige Funktion. Sie trainieren Muskeln und Gehirn für den Ernstfall.

Beim Reiten wird man sein Pony also überzeugen müssen, “unnötig” Energie aufzuwenden. Wir können uns wie der Herdenchef verhalten, der jedes rangniedrigere Tier jederzeit in Bewegung versetzen kann, indem er es verscheucht. Dann muss das Pony uns gehorchen und tun, was wir von ihm verlangen. Allerdings wird es froh sein, wenn wir uns - wie ein launiger Herdenchef - wieder entfernen.
Andererseits können wir einem Pony aber auch beibringen, dass Reiten ein lustiges Spiel ist. Das Pony wird für uns freiwillig seine Energie einsetzen. Beide werden Spaß an der Sache haben. Es wird sicher sein, dass ihm nichts passiert.

Niemals darf man ein Pferd so hart oder so lange arbeiten lassen, dass es seine Energiereserven aufbraucht. Wenn es nicht mehr fluchtfähig ist, gibt es auf und ergibt sich in sein Schicksal. Nach einem Unfall kämpfen Pferde bis zur Erschöpfung, um sich zu befreien. Lassen ihre Kräfte nach, versiegt auch ihr Lebenswille. Sie werden ganz ruhig. In der Natur wären sie jetzt das Opfer eines schnell tötenden Jägers.

Im Winter geht Energie über Körperwärme verloren. Ein dichtes, isolierendes Winterfell schützt vor Wärmeverlust. Auch bei Hauspferden ist das so. Wenn man sie im Stall halten will, müssen sie sogar manchmal geschoren werden, weil sie im dicken Pelz sonst ständig schwitzen.