Pflanzenfresser

Pferdezähne sind optimal an harte Pflanzennahrung angepasst.
Ein Pferd hat ein typisches Pflanzenfressergebiss. Das hat auf jeder Seite oben und unten je 3 Schneidezähne, einen Eckzahn, 3 Vorbackenzähne und 3 Backenzähne (3 1 3 3) (Mensch: 2 1 2 3). Mit den Schneidezähnen fasst das Pferd die Gräser und reißt sie ab, mit den Backenzähnen zerkleinert es die harten Fasern. Dabei wird das Futter stark eingespeichelt, um die Verdauung in Gang zu setzen.
Ein Fohlen hat weniger Zähne, die es mit etwa zweieinhalb Jahren nacheinander verliert. Sie werden dann durch die bleibenden Zähne ersetzt. Erst mit 5 -6 Jahren ist das bleibende Gebiss des Pferdes vollständig entwickelt. Die Zähne eines Pferdes wachsen lebenslang und verändern dabei durch die Abnutzung ihre Form. Bekommt das Pferd nicht ausreichend faserhaltige Nahrung, wachsen die Zähne weiter und verursachen Verletzungen im Maul. Viele Hauspferde haben Gebissfehlstellungen und ihre Nahrung entspricht nicht der natürlichen Nahrung. Der Pferdezahnspezialist muss die Zähne korrigieren.

Pferde besitzen im Gegensatz zu Rindern und Schafen nur einen Magen. Er fasst ca. 17 Liter, der Darm dagegen 180 Liter. Über täglich 16 Stunden nimmt ein Pferd faserreiche Nahrung in kleinen Mengen auf. Magen und Darm sind fast pausenlos beschäftigt. Große Mengen auf ein Mal fressen Wildpferde nie. Dadurch sind sie jederzeit fluchtbereit.
Pferde brauchen häufig faserreiches Futter in kleinen Mengen. Wenn sie sich über große Mengen Futtermittel her machen, kann das sehr gefährlich werden. Pellets, Rübenschnitzel oder Getreide quillt auf. Das ist lebensgefährlich. Futterkammer und Lager müssen immer fest verschlossen sein! Zu viel Stroh aus der Einstreu verstopft den Darm. Quellende Einstreu wie Strohpellets kann sogar den Magen zerreißen lassen.

Um die harten Fasern zu verdauen, wandert die Nahrung durch den etwa 30 m langen Pflanzenfresser-Darm (Mensch: 6-8 m). Spezielle Darmbakterien helfen bei der Verdauung. Sie sind lebenswichtig für das Pferd. Es nimmt sie bereits mit der Muttermilch auf. Die Darmbakterien sorgen für den Abbau der harten Pflanzenfasern. Sie müssen fast ständig mit frischem Futter versorgt werden. Fehlt Rohfaser, gehen die Bakterien zugrunde. Verdauungsstörungen und Koliken sind die Folge.
Jede Nahrung muss durch den langen Darm hindurch. Ein Pferd kann die Nahrung auf anderem Wege nicht mehr loswerden. Ein Muskel am Mageneingang verhindert, dass ein Pferd erbricht. Es dauert mindestens 24 Stunden, bis die Reste wieder ausgeschieden sind. An Vergiftungen kann ein Pferd sterben, weil die Zeit sehr lang ist, die die Nahrung auf ihrem Weg bis zur Ausscheidung braucht. In dieser Zeit werden große Mengen der Giftstoffe aufgenommen.

Man muss in jedem Fall verhindern, dass ein Pferd ungeeignete, schlechte oder giftige Nahrung aufnimmt. Einmal gefressen, kann man nur abwarten, bis sie wieder ausgeschieden wird. Bis dahin kann es heftigste Koliken erleiden. Mit Medikamenten müssen Kreislauf, Herz, Leber und Nieren unterstützt werden, wenn es dem Pferd schlecht geht.

Bekommt ein Pferd zu wenig oder zu selten Futter, so greift die Magensäure die Magenwände an. Das führt zu Magengeschwüren. Zusätzlich entsteht Stress, weil der Trieb Nahrung zu suchen und zu kauen, nicht abreagiert wird. Hier hilft nur eine Fütterung mit ausreichend Heu.
In geringen Mengen frisst ein Pferd in der Natur Saaten und Früchte. Eine Ernährung auf Getreidebasis ist nicht artgerecht. Getreide enthalten im Verhältnis zu viel Energie und Eiweiß, aber zu wenig Rohfaser. Das führt zu Krankheiten. Sportpferde bekommen oft Getreide und nur wenig Heu oder Stroh. Solche Pferde leiden an Koliken, Zahnproblemen oder Magengeschwüren.

Ein Pferd soll immer genug Zeit und Ruhe zum Fressen haben. Es braucht Rohfaser (Heu und Stroh), um zufrieden zu sein. Nur wenn es ausreichend oft kauen kann, ist ein Pferd satt. Mit Müsli, weichem Futter oder Äpfeln alleine kann es das nicht.
Im Stall werden Pferde meist drei Mal täglich gefüttert. Das ist viel seltener als in der Natur. Die Pferde nehmen bei jeder Mahlzeit mehr Futter innerhalb kürzerer Zeit auf als in der Natur. Daher brauchen Pferde nach einer Mahlzeit noch eine Ruhepause. Man sollte es nicht gleich nach dem Füttern reiten.

Ideal ist eine Fütterung mit vielen kleinen Mengen Heu über den ganzen Tag verteilt.
Ganztägiger Weidegang ist nur dann möglich, wenn der Bewuchs der Weide pferdegerecht ist. Bei Gräsern mit zu hohem Eiweiß- oder Zuckergehalt schränkt man den Weidegang besser ein und füttert Heu zu. Heute sind viele Wiesen für Rinder angelegt und nicht für Pferde geeignet.