Säugetiere


Pferde gehören wie Mensch oder Hund zu den Säugetieren. Alle weiblichen Säugetiere haben Brustdrüsen, in denen sie Milch produzieren. Je nach der durchschnittlichen Zahl der Jungtiere haben Säugetiere zwei oder auch viel mehr Zitzen. Pferdestuten besitzen ein Euter mit nur zwei Zitzen, denn sie haben normalerweise nur ein Fohlen. Pferdestuten bringen nach ca. 11 Monaten ein Fohlen zur Welt (Esel 12 Monate). Zwillingsgeburten sind möglich, aber selten. In vielen Fällen ist dann eines der Fohlen schlechter entwickelt.
Die meisten Fohlen kommen im Frühjahr zur Welt. Dann findet die Mutter ausreichend Nahrung, um die Geburt und die Säugezeit gut zu überstehen.
Normalerweise braucht eine Stute bei der Geburt keine Hilfe. Komplikationen beim Abfohlen sind in der Natur das Todesurteil für Stute und Fohlen.
Zahmen Stuten kann ein Tierarzt helfen.
Die Mutter leckt das Fohlen nach der Geburt trocken, um den Kreislauf anzuregen und seinen individuellen Geruch aufzunehmen. Diesen Geruch wird sie immer vom Geruch aller anderen Fohlen unterscheiden! Auch das Fohlen baut eine sehr sichere Verbindung zu seiner Mutter auf. Es erkennt sie unter allen Stuten der Herde sicher wieder.
Die ersten Minuten der Kontaktaufnahme zwischen Stute und Fohlen sollte nicht gestört werden. Es muss erst eine sicher Bindung zwischen den beiden entstehen.
Bereits wenige Minuten nach der Geburt ist ein Fohlen in der Lage zu aufzustehen, bei der Mutter zu trinken und ihr zu folgen. Fohlen sind Nestflüchter. Sie müssen sehr schnell selbständig der Herde folgen. Das ist überlebenswichtig, wenn die Herde auf Futtersuche weiterzieht oder fliehen muss.
Das Fohlen nimmt in den ersten Stunden lebenswichtige Stoffe aus der Muttermilch auf. Jedes Fohlen weiß genau, wo es die Milch suchen muss. Es tastet mit den Lippen in dem dunklen Winkel zwischen Bauch und Hinterbeinen der Mutter, bis es das Euter gefunden hat. Dann sorgt ein angeborener Reflex dafür, dass es sofort saugen kann. Die erste Milch nennt man „Biestmilch“. Kann das Fohlen nicht trinken, muss man die Stute melken und dem Fohlen die Milch mit der Flasche geben. In der Biestmilch sind lebenswichtige Stoffe enthalten.
Nach wenigen Tagen zeigen viele Fohlen bereits Interesse an dem Futter der Mutter. Aber sie spielen meist nur damit herum, knabbern ein bisschen daran.
Das Fohlen lernt jetzt auch die anderen Fohlen der Herde kennen und spielt im Schutz der Stuten erste Verfolgungsspiele. Daran sind Stutfohlen und Hengstfohlen beteiligt. Mit einem halben Jahr, im ersten Herbst, sind die Fohlen selbständig. Die Mutter lässt sie jetzt meist nicht mehr trinken.
Züchter setzen die Fohlen in dieser Zeit ab. Sie werden von den Müttern getrennt. Die Milchquelle versiegt und die Stute kann Kraft schöpfen für das neue Fohlen, das sie im nächsten Frühjahr zur Welt bringen kann.
Viele Züchter lassen den Stuten zwischen zwei Trächtigkeiten ein Ruhejahr. Das schont die Stute und gibt dem Züchter Zeit, das Ergebnis einer Verpaarung zu beobachten. Entwickelt sich das Fohlen gut, kann er weitere Verpaarungen entsprechend auswählen.

Frühestens im Alter von drei oder vier Jahren sind Pferde körperlich ausgewachsen. Wenn die langen Röhrenknochen nicht mehr wachsen, wird das Pferd nicht mehr größer. Es kann sich aber durchaus noch stark in seinem Körperbau verändern.
Ponyrassen brauchen oft sechs und mehr Jahre, bis sie nicht mehr wachsen und acht Jahre, bis ihr Knochenbau ausgereift ist. Frühestens mit drei Jahren ist ein Pferd körperlich soweit belastbar, dass es ausgebildet werden kann. Sein Rücken darf aber noch nicht voll belastet werden. Bei einigen Ponyrassen ( und Eseln) sollte man mit dem Einreiten sogar warten, bis sie fünf Jahre oder sechs alt sind. Bis zur vollen Belastung muss das Pferd ganz ausgewachsen sein und ausbalanciert in allen Gangarten gehen. Junge Pferde sollte man, um dem Skelett nicht zu schaden, im Schritt, Jog oder Trab, hauptsächlich geradeaus und in weiten Kreisen reiten. Enge Biegungen bringen sie noch leicht aus dem Gleichgewicht. Wann ein Pferd den Reiter auch im Galopp ausbalancieren kann, hängt von seiner individuellen Entwicklung und Veranlagung ab.

Pferde werden mit 12-18 Monaten geschlechtsreif. In Freiheit haben dreijährige Stuten ihre ersten Fohlen. Eine frühere Trächtigkeit würde ihre eigene Entwicklung stören.
Die Lebenszeit eines Wildpferdes ist von den Umweltbedingungen abhängig. Bei Krankheiten oder Nahrungsmangel fallen viele vorzeitig Raubtieren zum Opfer. Viele Hauspferde erreichen ihre mögliche Lebenserwartung nicht. Viele haben früh Krankheiten durch falsche Haltung oder Nutzung.
Ponyrassen entwickeln sich zwar langsamer, werden dafür aber meist auch älter. Ein Pony kann durchaus 40 Jahre alt werden. Einzelne Tiere sollen schon 70 Jahre alt geworden sein.

 
In freier Wildbahn darf nur der Herdenchef Fohlen zeugen.
Die Stuten sind das ganze Jahr über regelmäßig ca. alle 3 Wochen rossig und können dann vom Hengst gedeckt werden.
Vor dem vollendeten dritten Lebensjahr sollten Stuten kein Fohlen haben. Sonst wird ihre Entwicklung gestört und es kann Spätschäden geben, weil das Skelett der Stute noch nicht ausgereift ist. Manchmal sieht man Stuten mit einem stark durchhängenden Senkrücken. Das kann von zu früher Trächtigkeit kommen.
Ein Züchter muss darauf achten, dass Stute und Hengst gut zusammen passen. Sie sollen im Körperbau harmonieren und beide einen einwandfreien Charakter haben. Der Hengst darf nicht zu groß oder zu schwer für die Stute sein. Schon bei der Bedeckung kann er der Stute sonst schwere Verletzungen beibringen. Für das Fohlen eines zu großen Hengstes könnte der Geburtskanal der Stute zu klein sein. Dann kann sie das Fohlen nicht auf natürlichem Weg zur Welt bringen. Das ist lebensgefährlich für Stute und Fohlen.

Beim Kauf eines Pferdes ist von besonderem Interesse, unter welchem Umständen das Tier geboren und aufgewachsen ist. Stammt es von einem Züchter, der konsequent festgelegte Zuchtziele verfolgt? Jedes Pferd besitzt heute einen Pferdepass, dem Informationen über die Herkunft des Tieres zu entnehmen sind. Tiere aus schlechten Zuchten oder planlos und zufällig entstandene Fohlen haben manchmal negative, manchmal auch besondere Eigenschaften, häufig leiden sie ihr Leben lang unter besonders schlechten Aufzuchtbedingungen.

Hengste und Stuten eigenen sich unterschiedlich zum Reiten. Tiere jeden Geschlechts haben ein geschlechtsspezifisches Verhalten, das bei unzureichender Führung oder fehlenden Grenzen zu einem Problem werden könnte. Der Reiter muss wissen, wie stark der Sexualtrieb seines Pferdes ist, wie und ob er damit umgehen kann.
Hengste werden selten als Freizeitpferde gehalten. Viele Hengste sind zu wild zum Reiten. Sie lassen sich nicht alles sagen. Einige Hengste regen sich sehr auf, wenn Stuten oder andere Hengste in der Nähe sind. Wer einen Hengst reitet, muss sehr selbstsicher sein und dem Tier eine klare Führung geben.  Andererseits stellen Hengste und Stuten die einmal geklärte Rangordnung nicht so häufig in Frage wie ein Wallach dies gerne tut.
Viele Hengste werden alleine und weitab anderer Pferde gehalten. Das entspricht nicht ihrer Natur. Auch ein Hengst muss in der Herde leben. Dafür wählt der Züchter am Besten andere, verträgliche Hengste oder auch Wallache aus.
Reitpferde sind häufig Wallache. Das sind kastrierte Hengste. Ihr Sexualtrieb ist nicht mehr so stark. Sie werden dadurch weniger von der Arbeit abgelenkt. Wallache sind oft sehr verspielt, neugierig, sehr um Kontakt bemüht. Auch das verlangt vom Reiter eine klare Führung. Wallache schließen enge Freundschaften mit anderen Wallachen oder Stuten. Wenn ein Wallach jedoch die Stuten bedrängt, muss man ihn in einer Wallachherde halten. Manche Wallache sind ungestüm und verletzten Stuten oder lassen ihnen keine Ruhe.
Als Reitpferde eignen sich Stuten, die sozial verträglich sind. Einige verhalten sich vor allem während der Rosse ausgesprochen zickig. Manche versuchen auch, schwächere Reiter wie ein Fohlen zu behandeln und zu erziehen. Stuten sind meist nicht so verspielt wie Wallache. Der Reiter muss nicht ständig die Grenzen diskutieren, sind diese einmal geklärt.
Stuten leben in der Natur grundsätzlich in Herden. Sie sondern sich nicht, wie ein Hengst es zumindest zeitweise tut, von der Herde ab. Viele Stuten sind daher kooperativer als Hengste und eher bereit, sich von einem anderen - dem Reiter - etwas sagen zu lassen. Eine einmal erarbeitete Rangfolge akzeptiert eine Stute leichter als ein Wallach.

Säugetiere können ihre Körpertemperatur konstant halten. Pferde können große Temperatur-Unterschiede ertragen, in warmen und kalten Gegenden leben, nachts und im Winter aktiv sein. Ihr Fell schützt gegen das Wetter und die Jahreszeiten.

  
Im Sommer ist das Fell kurz, im Winter dick und lang mit dichter Unterwolle.
Solches Winterfell entwickeln alle Pferderassen, wenn sie die Jahreszeiten erleben können. Stallpferde haben kein so dichtes Fell, manchmal wird es sogar geschoren, damit sie bei der Arbeit nicht schwitzen.

Bei Kälte bilden die aufgestellten Haare ein Luftpolster. Das hält die Körperwärme fest. Das Pferd kühlt nicht so schnell aus. Manchmal liegt sogar stundenlang Schnee auf dem Rücken des Pferdes, ohne dass er schmilzt. So gut ist das Pferd isoliert.

   
Selbst bei starkem Regen wird die Haut meist nicht nass. Bei vielen Ponyrassen sieht das nasse Winterfell aus wie lauter kleine Dachziegel. Die Haare bilden übereinander liegende  Dreiecke, an deren Spitze das Wasser abtropft.


In der Natur stellen sich die Pferde bei sehr schlechtem Wetter ganz dicht zusammen. Sie stellen sich so, dass der Wind von hinten kommt und Regenwasser am Schweif ablaufen kann. Unter dem Schweif sind die empfindlichen Körperöffnungen gut geschützt. Jedes Pferd ist in der dicht gedrängten Gruppe dann nur mit einem sehr kleinen Teil seines Körpers direkt dem Wetter ausgesetzt. Bei Kälte wärmen sich die Tiere gegenseitig. Die Köpfe halten sie meist gesenkt, damit Maul, Nase und Augen vom Körper geschützt sind.

Manchmal wird man als Reiter von schlechtem Wetter überrascht. Sei nicht überrascht, wenn dein Pony sich dann mit dem Hintern gegen den Wind stellen, den Kopf senken und warten will, bis das Wetter vorüber geht.

Jedes Pferd braucht als Wetterschutz einen jederzeit offenen, trockenen Unterstand. Selbst große Kälte macht ihnen nicht viel aus, wenn sie geschützt stehen können.

Leider leben Hauspferde oft in sehr kleinen Gruppen. Die Tiere können sich deshalb gegenseitig nicht besonders gut wärmen und vor dem Wetter schützen. Manchmal vertragen sich die Pferde auch nicht so gut, dass sie eng zusammen stehen mögen. Man muss gut darauf achten, dass jedes Pferd trocken stehen kann und nicht eins bei schlechtem Wetter oder großer Kälte alleine draußen steht.

Pferde benötigen normalerweise auch bei Kälte keine Decke; im Winterfell schwitzen sie schnell, wenn sie zu warm eingedeckt oder in einen warmen Stall gebracht werden. Eindecken provoziert Krankheiten. Jedoch gibt es Ausnahmen. Alte Pferde haben oftmals ein höheres Wärmebedürfnis und kühlen wegen geringerer Bewegung schneller aus.
Kranke Pferde schwitzen manchmal, vor allem auch bei starken Schmerzen. In einem solchen Fall brauchen Pferde auch im Winterfell einen zugfreien Stall und gegebenenfalls auch eine Decke. Gleiches gilt für verschwitzte Pferde nach der Arbeit.

Pferde können sogar unter dem Schnee noch fressen. Sie treten mit den Hufen Eisschichten ein und tauen mit ihrem Atem das Eis auf um zu trinken. In einem Offenstall friert die einzige Wasserstelle schnell zu. Die Pferde sind nicht daran gewöhnt, sich das Wasser selbst offen zu machen.

Wenn ein Pony bei Frost viel zu wenig trinkt, muss ihm Wasser aus Eimern angeboten werden. Viele Pferde freuen sich über warmes Wasser.  Man sollte besonders bei starkem Frost darauf achten, dass die Tiere ausreichend trinken. Sie bewegen sich dann meist ohnehin wenig, der Darm arbeitet nicht optimal, die Tränke ist nicht immer eisfrei. Trinken sie unter diesen Umständen weniger als sonst, kommt es leicht zu Verstopfungskoliken.

Pferde passen sich auch heißen Temperaturen an. In jedem Frühjahr verlieren sie das lange Winterfell und die dicke Unterwolle. Es wächst ein kurzes Sommerfell nach. Einige Ponyrassen haben im Sommer eine andere Farbe als im Winter.
Bei Hitze suchen Pferde gerne schattige Plätze auf, stellen sich in den Wind, legen sich auf windige Hügel. Bei Hitze liegen die Haare am ganzen Körper eng an. So kann die Körperwärme über den Schweiß gut entweichen und der Schweiß vom Wind abgetrocknet werden. Dabei entsteht Verdunstungskälte.
Pferdeherden ruhen bei großer Hitze. Dann tun sie gar nichts. Alle stehen einfach da und dösen.
Auch im Sommer brauchen Pferde einen Sonnen- und Wetterschutz. Pferde können Sonnenbrand bekommen. Vor allem Tiere mit heller Haut oder weißen Abzeichen sind gefährdet. Dunkle Tiere erleiden schneller einen Sonnenstich als helle Pferde.

Man kann die meisten Pferde auch bei Wärme reiten. Einige Ponyrassen sind bei Hitze zu gar nichts zu gebrauchen. In ihrer Heimat ist es selten sehr warm. Ihr Körper ist mehr auf große Kälte eingerichtet als auf Hitze. Sie sind relativ kompakt gebaut und geben dadurch wenig Wärme an die Umgebung ab. Diese Pferderassen schwitzen schnell und können dabei viel Wasser verlieren.

Einige Tiere kommen mit Hitze nicht gut klar wie andere. Das ist individuell unterschiedlich und rasseabhängig. Bei der Arbeit sollte man Rücksicht darauf nehmen. Auch Pferde können bei zu großer Anstrengung in sommerlicher Hitze einen Kreislaufkollaps erleiden. Abends oder auf einem schattigen Reitweg wird einem hitzeempfindlichen Pferd das Reiten dennoch Spaß machen und nicht schaden.
   
Mit dem Schweif kann das Pferd Insekten verscheuchen. Die Augen sind unter der langen Stirnmähne gut geschützt. Ponys haben in den Ohren ganz dichtes Fell, das den Gehörgang vor Wetter und Fliegen schützt. Mähnen und Schweif sollten möglichst wenig gekürzt werden. Sonst verlieren sie ihre Schutzfunktion. Augenentzündungen durch Fliegen sind die Folge.

 
Fell wärmt nicht nur, es hat vielfältige biologische Funktionen.
Mit ihrer Fellfärbung sind Wildpferde gut getarnt. Eine Herde Wildpferde kann man in der Steppe zwar sehen, aber die Färbung der einzelnen Tiere macht es den Raubtieren schwer, sie genau zu erkennen und einzeln anzugreifen. Zebrastreifen, helle Unterseiten und dunkle Stellen an den Gliedmaßen und den Ohren lassen ihre Konturen miteinander oder mit der Umwelt verschwimmen. Raubwild kann so ein einzelnes Tier schwerer fokussieren.
Tiere mit Wildpferd-Farben heißen Falben. Sie können unterschiedliche Grundfarben haben. Graue und weiße Falben haben die Grundfarbe schwarz, hellbraune Falben mit dunkler Mähne die Grundfarbe braun, hellbraune Falben mit heller Mähne die Grundfarbe Fuchs.

 

Auf dem Rücken haben wildgefärbte Pferde einen schwarzen Strich, bis zu den Beinen wird das Fell immer heller. So verschwinden die Konturen vor dem Hintergrund und vor anderen Pferden. Bei einigen Ponyrassen sieht man noch einen dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Manchmal ist wie bei den Eseln sogar ein Schulterkreuz angedeutet. Tiere mit hellem Fell haben manchmal Reste dunkler „Zebra-„Streifen an den Beinen. Streifenfärbung ähnelt dem Licht- und Schattenspiel im Grasland oder im Wald. Mehlmaul, helle Augenringe, ein dunkler Zwischenaugenwirbel und ein hellerer Bauch sind ebenfalls Wildpferd-Erbe. Vor allem im Winterfell zeigen ursprüngliche Ponyrassen starke Behaarung an den Beinen und unter dem Kinn.

Die individuelle Fellfärbung scheint auch dem individuellen Erkennen der Tiere untereinander zu dienen. Pferde erkennen sich schon von weitem, auch wenn sie einander aufgrund der Windrichtung nicht riechen und hören können. Genauso verwechseln sie einander, wenn sie ein fremdes Pferd mit gleicher Farbe versehentlich von Ferne für den Kumpel von nebenan halten.
Besonders gerne halten sich Pferde bei Artgenossen ähnlicher Färbung auf. Helle Pferde stehen in größeren Herden meist zusammen, die Dunklen und die Gescheckten für sich.
Vor allem wildfarbene Pferde bleiben gerne unter sich. Ihre optische Unauffälligkeit schützt sie vor Raubwild-Angriffen. Besonders auffällige Pferde (Schimmel, Schecken) stehen dann oft eher am Rande der Herde.
Die Fellfarbe dient als Signal der „Andersartigkeit”, vor der jedes Lebewesen sich instinktiv schützt.
„Anders” ist auffällig und damit potentiell gefährlich, da Feinde aufmerksam werden.
„Anders” kann aber auch „krank” bedeuten und wird in sozialen Verbänden tendenziell ausgegrenzt, um den gesunden Fortbestand der Herde zu gewährleisten.
Die bunte Vielfalt in mehr oder weniger zusammengewürfelten Freizeitpferde-Herden lässt das beschriebene Verhalten zunehmend verschwimmen. Ob und wie das Gefühlsleben der Tiere darunter leidet wird wohl kaum zu ermitteln sein. Womöglich nimmt der allgemeine Stress und damit vielleicht auch die Anfälligkeit für bestimmte Gesundheitsstörungen zu.

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte haben die Säugetiere ein besonderes Kreislaufsystem entwickelt. Sie besitzen getrennte Herzkammern. Körperkreislauf und Lungenkreislauf sind getrennt. Das sauerstoffarme Blut aus dem Körper wird in die Lunge geleitet, dort nimmt es Sauerstoff auf und wird direkt und unvermischt zu den Körperzellen transportiert. Das macht die Säugetiere sehr leistungsfähig. Das Herz eines erwachsenen Pferdes schlägt 28 - 40 mal pro Minute (220 mal bei großer Anstrengung, beim Menschen 60-90 mal) und pumpt zwischen 30 und 40 Liter Blut durch den Körper. Die Zellen bekommen also viel Sauerstoff. Besonders bei der Flucht erlangten die Säugetiere durch ihr leistungsfähiges Herz-Kreislauf-System einen entscheidenden biologischen Vorteil. Sie sind jederzeit fluchtbereit, sogar aus dem Schlaf können sie spontan fliehen, wenn Gefahr droht. Ihre Sinne sind immer wach, um Gefahren wahrzunehmen. Geschwindigkeit und Wendigkeit sind die evolutionären Waffen der Säugetiere gegen ihre Feinde. Ihre immer gleiche Körpertemperatur ermöglicht Aktivität auch in der Nacht und im Winter. Das haben sie ihren stammesgeschichtlichen Vorfahren, den Reptilien, Lurchen und Fischen voraus.
Wildpferde fliehen mit bis zu 6o km/h, gerade so schnell wie der Wolf hetzt.
Nicht nur Rennpferde zeigen große Leistungsfähigkeit, auch Arbeitspferde bringen viel Kraft und Energie auf. Selbst ein Pony ist in der Lage, einen Reiter zu tragen, mit ihm zu galoppieren oder zu springen. Dabei verbraucht es Energie, die biologisch als Reserve für Gefahrensituationen dient.

Die Kraftreserven eines Pferdes sind sicherlich erstaunlich, im Vergleich viel größer als unsere eigenen, dennoch aber eng an andere biologischen Mechanismen gekoppelt. Ohne fast pausenlose Futterzufuhr verliert das Pferd schnell seine spontane Fluchtbereitschaft. Nur das über den Tag verteilte Fressen in kleinen Portionen ermöglicht es dem Tier, jederzeit fluchtbereit zu bleiben. Im Notfall können dann Reserve-Energien mobilisiert und sämtliche „unwichtigen” Körperfunktionen kurzfristig heruntergefahren werden.
Vor allem die Aktivität des Verdauungstrakts wird bei Stress für kurze Zeit heruntergefahren. Für ein auf kurze, lebensrettende Höchstleistung vorbereitetes Säugetier bedeutet es Gefahr für die Gesundheit, wenn es mit langanhaltender Arbeit oder Aufregung dauerhaft in einer physiologischen Stresssituation verbleibt. Darauf sind weder das Verdauungssystem, noch das Herz-Kreislauf-System vorbereitet. Unangepasste Fütterung begünstigt zusätzlich Gesundheitsstörungen.