Kauf


Mit dem „Pferd seiner Träume“ wird man voraussichtlich die nächsten 30 bis 40 Jahre verbringen! Das ist eine sehr lange Zeit für eine Zweierbeziehung, vor allem für eine Beziehung zwischen Individuen verschiedener Arten. Grundlage dafür sollte eine wirklich tiefe Zuneigung sein, die auch allfällige Krisen überdauern kann. Krankheit, ein Sturz, finanzielle Engpässe oder andere Unwägbarkeiten muss jeder Pferdehalter irgendwann mit seinem Tier durchstehen.

Wie aber findet man „sein“ Pferd, das einem in jeder Situation jede Anstrengung wert ist?

Für welches der vielen Hundert angebotenen Tiere entscheidet man sich?

Es gibt viele Wege, zu einem Pferd zu kommen. Die Zeitungen sind voller Angebote von
privaten Verkäufern, Händlern oder Züchtern.

Der Kauf bei einem Händler setzt ein großes Maß an Pferdekenntnis (und Menschenkenntnis!!) Voraus. Oftmals werden Tiere angeboten, deren Vergangenheit in keiner Weise nachvollzogen werden kann. Darunter sind immer wieder auch Importpferde, deren Vorbesitzer und bisherigen Haltungsbedingungen dem Händler nicht persönlich bekannt sind. Selbst die Einträge im Equidenpass müssen nicht vollständig sein. Es gilt derjenige als Besitzer, der die Besitzurkunde in Händen hat. Im Equidenpass müssen weder alle Vorbesitzer noch die wirkliche gesundheitliche Vorgeschichte verzeichnet sein. Letzteres gilt vor allem für Tiere, die als Nicht-Schlachttiere deklariert sind; in dem Fall kann man nicht anhand der Medikamenteneinträge nachvollziehen, welche Erkrankungen in der Vergangenheit vorlagen.
Wie lange der Händler das Pferd bereits kennt oder wer es wie ausgebildet hat, wird sich in vielen Fällen nicht sicher herausfinden lassen.
Vor einem Kauf sollte man in jedem Fall eine Ankaufsuntersuchung machen lassen. Dazu beauftragt man vorzugsweise den eigenen oder einen (nicht vom Händler) empfohlenen Fachtierarzt für Pferde.
Bestehen wesentliche Mängel oder gesundheitliche Einschränkungen hinsichtlich der gewünschten Verwendung (vor allem für Sportpferde entscheidend), sieht man lieber von einem Kauf ab.

Ein Pferd vom Züchter zu kaufen ist in den meisten Fällen weniger risikoreich. Die meisten organisierten Züchter wissen - soweit sie nicht zu große Zuchten betreiben - sehr viel über ihren Nachwuchs zu erzählen, kennen das Tier vom ersten Tag an, können seinen Charakter einschätzen. Meist kann ein guter Züchter auch beurteilen, ob ein Tier zu einem bestimmten Kaufinteressenten passen könnte.
Ein gewissenhafter Züchter wird abraten, wenn ein potentieller Käufer mit einem bestimmten Tier überfordert wäre oder an das Tier gestellte Ansprüche nicht erfüllt werden können. In einem solchen Fall lässt sich sicher ein anderes, besser passendes Tier finden. Vielleicht nicht sofort, vielleicht auch nicht beim gleichen Züchter - aber eine Beziehung auf 30 und mehr Jahre sollte auf gesunden Füßen stehen. Daran haben die meisten Züchter im Sinne der Tiere und der Käufer Interesse.
Bei sehr jungen Pferden, die als Freizeitpferde gehalten werden und keine Höchstleistungen vollbringen sollen, kann man möglicherweise auf eine Ankaufsuntersuchung verzichten.

Auch wer von Privat kauft, sollte einigen Pferdeverstand mitbringen. In diesen Fällen ist sicherlich ratsam, einen Tierarzt des Vertrauens eine Ankaufsuntersuchung machen zu lassen.
Bestehen bereits Vorerkrankungen, kann die Nutzbarkeit oder Eignung eines Tieres für bestimmte Zwecke wesentlich eingeschränkt sein.

Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn einem unaufgefordert (z.B. vom Reitlehrer) ein bestimmtes Pferd („Das ist das ideale Pferd für dich!“...) angeboten wird. Auf diese Weise werden immer wieder wenig attraktive oder ausgemusterte Schulpferde „unter die Leute“ gebracht. Vielfach binden Reitlehrer auf diese Weise obendrein ihre Reitschüler: wer wird den Reitlehrer/die Reitschule wechseln, der weiß, dass der Lehrer dieses spezielle Pferd seit Jahren kennt und gut mit ihm umgehen kann. Hat man selbst auch große Probleme mit einem solchen Tier, sucht man in vielen Fällen dann doch immer wieder die Hilfe des ehemaligen Besitzers/Vermittlers.
Auch Händler versuchen immer wieder, durch Loben der „ungewöhnlichen Passung“ zwischen Kauf-Interessent und Verkaufskandidat  ihre ansonsten schwer verkäuflichen Tiere unter die Leute zu bringen. Besonders Pferde für Kinder sollten sorgfältig untersucht, probegeritten und auch von einem Fachmann/einer Fachfrau ausprobiert werden.
Wer besonders vorsichtig sein will, schaut sich die Pferde des Händlers ohne vorherige Terminabsprache an. Auf diese Weise sieht man, wie gepflegt der Stall ist, wie mit den Tieren im Alltag umgegangen wurde, was der Händler selbst auch spontan über seine Schützlinge weiß.