Wetter und Wetterschutz

Pferde brauchen also Klimareize, Wettereinflüsse, Unterschiede zwischen Tag und Nacht. Da sie sich aber nicht ganz frei bewegen können, nicht nach Süden in mildere Regionen wandern oder einen schützenden Wald aufsuchen können, brauchen sie in ihrer Unterkunft möglichst vielfältige Möglichkeiten, sich mit dem Wetter auseinander zu setzen.
An winterlichen Sonnentagen werden sie eine Südseite vor dem Stall genießen, die gleiche Stelle wird im Sommer jedoch so heiß, dass sie von dort nur noch, von Mücken geplagt, fliehen können.
Gegen den Westwind geschützte Schlafplätze können bei winterlichem Ostwind so zugig werden, dass sie nicht mehr ausreichend Schutz bieten. Irgendwann trägt der Sturm dann auch aus einem Pferdefell die letzte wärmende Luftschicht davon.
Niederlegen würden sich Pferde in der Natur auf schneefreien Flächen, gerne auch im Wind, nicht aber in den Matsch oder ihre eigenen Ausscheidungen, die dann steinhart gefrieren. Die Herde gäbe ihnen Schutz. Im Stall muss man also Sorge tragen, dass die Pferde trocken und einigermaßen geschützt liegen können.

Der unübersehbare Wandel des Klimas - ob nun menschengemacht oder nicht - und die damit einhergehenden immer häufigeren Wetterkapriolen werden wohl in den nächsten Jahren auch in der Pferdehaltung eine wichtige Rolle spielen.
Behauptete man vor 20 Jahren noch, ein Robustpferd brauche nur einen dreiseitig geschlossenen, vor den vorherrschenden Südwestwinden geschützten Offenstall, so stellt der erfahrene Pferdehalter mithin fest, dass die zunehmend extremen Wetterlagen doch mehr Schutz und eine bessere Infrastruktur verlangen, um mit den Pferden unbeschadet durch Sommer und Winter, Sturm und Starkregen zu kommen.
Sicherlich trotzen Pferde eher als der Mensch tiefen Temperaturen oder starkem Regen. Sie vertragen auch große Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperaturen, können unter natürlichen Bedingungen auch bei Frost überleben. Das setze aber auch eine naturnahe Haltung voraus. Die Pferde müssen nicht nur Wetterreize gewöhnt sein und ein ausreichendes Winterfell gebildet haben, sie brauchen vielmehr auch die natürlichen Voraussetzungen einer verschneiten Naturlandschaft und ihre Herde zum Überleben. Pferde suchen sich in ihrer natürlichen Umgebung hoch gelegene und von Schnee freigewehte Stellen als Ruheplätze, suchen geschützte Felsüberhänge oder schützende Gebüsche auf. Sie können sich gegenseitig gegen das Wetter schützen, indem sie dicht zusammen stehen und sich gemeinsam einschneien lassen.
Wenn Ponys im dicken Winterfell vergnügt im Schnee spielen, nach Futter graben und offensichtlich nicht frieren, so sollte man daraus  nicht den Schluss ziehen, sie könnten ohne Wetterschutz leben.
In Stallhaltung brauchen sie - umso mehr je kleiner die Herde ist - einen windgeschützten, trockenen Stall.
Die oben angesprochenen Extremwetterlagen der letzten Jahre haben gezeigt, dass frühere Empfehlungen wohl nicht mehr ausreichen.
Je nach Lage sollte man vor allem an einen wirklich ausreichenden Winter - und Hitzeschutz denken.

Ein dreiseitig geschlossener Offenstall in freier Lage wird vollkommen durchnässen, wenn Sturmböen den Schnee hineinwehen.
Pferde mit Eisen geraten auf abschüssigen Wiesen bei Frost ins Rutschen.
Unheizte Tränkewannen können bei Nachttemperaturen, wie sie in den letzten Wintern vorkamen, höchstens bei einer Haltung direkt am Haus ausreichend eisfrei gehalten werden.
Nicht vernachlässigen sollte der Pferdehalter auch die Infrastruktur rund um die Versorgung der Tiere bei Dauerfrost und Schlechtwetter. Ein Kleinwagen kommt nicht durch Schneeverwehungen zu einer entlegenen Weide durch, der Tierarzt wird bei einem Notfall seine Schwierigkeiten haben, sich durch knöcheltiefen Matsch zum Stall zu kämpfen.
Heu auf alten Dachböden übersteht den Winter nicht ohne Schäden, wenn Schnee oder Regen eindringen können.
Das alles gilt es zu bedenken, will man Pferde verantwortungsvoll halten.

Wilde Tiere überleben in der Natur nur, wenn sie absolut gesund, gut im Futter und stark sind. Wir haben durch Zucht längst in die Genetik der Pferde eingegriffen. Nicht alle Freizeitpferde würden in der freien Wildbahn überleben; einigen hilft der Tierarzt bereits bei normalen Gegebenheiten dabei.
Allein die Veränderung der Fellfarbe bei Hauspferden hat Einfluss auf deren Überlebensfähigkeit.
Ein Pferd mit Wildfärbung ist unauffällig für Feinde, dunkel genug um Sonnenwärme zu sammeln, hat harte, gesunde Hufe. Wie viele unserer Freizeitpferde haben das alles nicht mehr?
Sie haben helles Fell und sammeln kaum Sonnenwärme, sind aber im Sommer sonnenbrandgefährdet.
Sie haben weiche Hufe, die nicht für gefrorenen oder sonnenharten Boden taugen.
Sie finden den Schutz der Herde nicht, da sie aufgrund Fellfarbe oder Aussehen nicht integriert weden.