Kontaktaufnahme


Pferde zeigen ein natürliches Neugierverhalten. Sie gehen von sich aus auf Dinge zu, die ihnen eigentlich Angst machen. Sie sind dabei sehr vorsichtig, aber oftmals kann man  beobachten, wie es „in ihnen arbeitet“ und wie sie „ihre Angst überwinden“, manchmal auch „Angst vor der eigenen Courage“ bekommen und andererseits wieder sehr „stolz“ sind, wenn sie ihre Angst überwunden haben. Sie erkunden mehr oder weniger mutig eine neue Umgebung.
Pferde nehmen zu allen möglichen Lebewesen von sich aus soziale Kontakte auf, suchen Antwort, Rückmeldung, vielleicht auch Erwiderung.
Pferde reagieren positiv auf „ihren“ Hund, vertrauen ihm als Führer, lassen sich von ihm „trösten”, fühlen sich wohl in Gegenwart der Stallkatze oder eines Esels, „adoptieren“ Rehkitze oder hüten Kinder. Mit jungen Tieren scheinen sie in besonderer Weise zu kommunizieren. Pferde unter sich kennen eine Art „Kindchenschema”. Ein Fohlen signalisiert mit Kaubewegungen und einer Demutshaltung, dass man ihm nichts tun solle.  Auch die Signale anderer Tierarten scheinen Pferde zu interpretieren.
Ähnelt das Signal einer paarungsbereiten Eselstute, die ihr Gegenüber „ankaut”, dem  Fohlenschema des Pferdes? Reagieren Pferde-Wallache deshalb nicht wie von der Eselin erwartet darauf, sondern verhalten sich eher wie einem Fohlen gegenüber? Oder wirkt hier die äußere Erscheinung eines Esels, die auch dem menschlichen Kindchenschema viel stärker entspricht als die Gestalt eines Pferdes?



In einer Pferdeherde gibt es Freundschaften, es gibt Freundschaften zwischen Pferden und Hunden, Katzen oder Ziegen.
Der Begriff „Freundschaft“ beschreibt Zustände des Wohlbefindens in der Gegenwart des anderen, Zustände des Vertrauens, der Vertrautheit. Es ist mehr als eine dominanzgesteuerte Beziehung, mehr als ein Verhältnis zwischen Befehlsgeber und Befehlsempfänger.
Für die meisten Reiter ist das eigentlich eine selbstverständliche Tatsache, dass Pferde Freundschaften zu Menschen eingehen.
Wissenschaftler stellen in Frage, ob und wie weit Tiere wirklich zwischen-artliche „Freundschaften” eingehen können. Man sollte die Frage vielleicht dann gleichberechtigt auch in die Fähigkeit des Menschen zu zwischen-artlichen Freundschaften stellen.
Auch die Motivation des Menschen zur Kontaktaufnahme mit Tieren beruht sicherlich auf instinktivem Verhalten.
Freundschaft schließt allerdings Führen und Geführtwerden nicht aus. Vielmehr erweitert ein vertrauter Umgang das Verhaltensrepertoire über das reine Rangordnungsverhalten hinaus.
In einer harmonischen Beziehung besteht ein Gleichgewicht zwischen Abgrenzung und Zuwendung, gesteuert von Gefühlen. Ein Reiter erlebt die Beziehung zu seinem Pferd sehr gefühlsbetont. Zwar kennen die Pferde ihre Grenzen und akzeptieren auch die des Menschen, aber der Umgang miteinander basiert mehr auf Vertrauen und Vertrautheit als auf Dominanz.