körperliche Probleme


Pferde mit Schmerzen

Schmerzen sind Alarmzeichen des Körpers. Das Pferd hat nicht nur Schmerzen, sondern auch Angst. Instinktiv weiß es, dass es mit einer Verletzung z.B. leichtes Opfer eines Raubtieres wäre oder nicht mit der Herde fliehen könnte.
Außerdem zeigt es seinen Schmerz nicht offen. Wir Menschen ahnen oft nichts davon.
Angst und Schmerz können das Verhalten eines Pferdes unkalkulierbar machen. Bei Pferden mit Schmerzen kann man vollkommene Teilnahmslosigkeit oder auch unkontrolliertes Toben beobachten.
Schmerzen können von Unfällen, falscher Ausrüstung oder Krankheiten ausgelöst werden. Nicht immer sieht man einem Pferd seine Schmerzen an. Es schreit ja nicht, wenn man eine schmerzende Stelle berührt. Wenn das Verhältnis zum Menschen gut ist, wird der Mensch dennoch am Verhalten seines Pferdes erkennen, dass etwas nicht stimmt. Manchmal will es bestimmte Übungen nicht machen. Nimmt es einen Huf nicht hoch, kann es Schmerzen im gegenüberliegenden Huf haben. Tritt es mit einem Huf oder zieht ihn weg, kann es Schmerzen an diesem Bein haben. Viele Pferde haben Rückenprobleme. Manchmal kann man verschobene Wirbel sogar sehen oder ertasten. Das muss aber nicht so sein.
Zahnschmerzen können in den ganzen Körper ausstrahlen. Ein Pferd mit Zahnschmerzen wird die Trense nicht gerne nehmen. Auch im Weg stehende Hengstzähne können durch das Gebiss Schmerzen verursachen. Gebisslos gerittene Pferde haben damit keine Probleme.
Es gibt Pferde, deren Verletzung längst geheilt ist, die aber Angst haben, z.B. ihr Bein wieder zu belasten. Sie müssen erst lernen, dass es nicht mehr weh tun wird.
Verhaltensprobleme jeder Art - von Ungehorsam über Weglaufen bis hin zu Steigen und Buckeln - können Hinweise auf Schmerzen sein. Man sollte immer auch an Schmerzen denken und einen Tierarzt zu Rate ziehen, bevor man ein “ungehorsames” Pferd zu etwas zwingt.
Unberechenbare Reaktionen werden manchmal bei tierärztlichen Behandlungen ausgelöst, die dem Pferd versehentlich Schmerzen bereiten. Sehr schlimm ist die Reaktion auf ein unverträgliches Medikament. Bei einem “allergischen Schock” tobt ein Pferd unkontrollierbar oder es wird vollkommen apathisch. Schwere Verletzungen wirken ähnlich.
                   

Pferde mit Bewegungseinschränkungen

Es gibt Pferde, deren Körperbau für bestimmte Übungen einfach nicht geeignet ist. Ein großes, massiges Kaltblut kann sich nicht so biegen wie ein kleines, wendiges Pony. Ein schweres Pferd ist nicht für den Galopp gezüchtet. Pferde mit breiten Kieferknochen können ihren Kopf nicht so halten, wie ein Dressurreiter es von ihnen verlangt. Der Körperbau eines Pferdes entscheidet über seine Eignung für bestimmte Übungen. Wer sich über diese Voraussetzungen hinweg setzt, wird Schwierigkeiten mit seinem Pony bekommen. Manche werden sich wehren, andere ertragen alles klaglos und erleiden dadurch im Laufe der Jahre körperliche Schäden.


Pferde mit chronischen Krankheiten

Pferde reagieren genau wie wir Menschen auf ihre Umwelt. Chronischer Husten, Allergien, Sommerekzem, Folgen von Infektionskrankheiten, Verletzungen, Überlastung oder Impfungen können ein Pferd dauerhaft beeinträchtigen. Chronisch kranke Pferde können nörgelig oder schlecht gelaunt sein. Wetterbedingungen oder Jahreszeiten wirken sich stärker aus als bei gesunden Pferden. Sie brauchen dann nicht nur eine besondere Haltung und Behandlung, sondern auch besondere Aufmerksamkeit beim Reiten. Der Reiter muss besonders gut einschätzen können, was er seinem Pferd zumuten kann. Die Reaktionen solcher Pferde können ganz anders sein als bei gesunden Pferden.
Ein Ekzemer wird viel schneller als andere Pferde nervös, wenn viele Insekten fliegen. Bei Ekzemern kann ein Ausritt über eine Wiese oder an einem Maisfeld entlang Panik auslösen, wenn ihm allzu viele Bremsen oder Stechmücken um den Pelz sausen.
Manche Hustenpferde sind bei Pollenflug, Hitze oder feuchtkalter Luft weniger belastbar; ihre Trägheit kann leicht als Ungehorsam missdeutet werden.

           
Blinde Pferde

Normalerweise orientieren sich Pferde stark mit den Augen. Sie nehmen Bewegungen wahr, schätzen ein ob etwas gefährlich ist und reagieren darauf. Bei Gefahr flüchten sie, wenn keine Gefahr besteht schauen sie nur neugierig. Bei sehbehinderten oder blinden Pferden kann das ganz anders sein.
Die Anzeichen für schlechtes Sehen können sehr unterschiedlich sein. Vor allem in bekannter Umgebung fällt manchmal gar nicht auf, dass ein Pferd schlecht sieht. Sehbehinderte Pferde sind vielleicht schreckhafter, vielleicht anhänglicher, suchen die Nähe eines Kumpels oder meiden bestimmte Situationen. Augenprobleme kann auch der Tierarzt nicht immer sicher feststellen. Nur in einigen Fällen ist im Auge z.B. eine Trübung der Linse sichtbar. Die fehlende Reaktion auf Licht oder Bewegung kann ein Hinweis auf Sehprobleme sein.
Beim Reiten können solche Pferde unsicherer sein als andere, aber auch viel sensibler, weil sie sich auf ihren Reiter verlassen müssen. Manche Pferde versuchen, mit schräg gelegtem Kopf über das bessere Auge ihr Gesichtsfeld zu erweitern. Sie gehen in eine Richtung unsicherer oder nervöser, weil sie sich schlechter orientieren können. Auch Abstände schätzen sehbehinderte Pferde schlechter ab, haben Angst, gegen eine Wand zu laufen. Hindernisse sehen sie später und erschrecken vielfach stärker.
Ein schlecht oder nicht sehendes Pferd kann bei Schrecksituationen panisch reagieren oder auch auffällig ruhig bleiben. Manche Pferde scheuen fast gar nicht, um sicheren Boden unter den Hufen zu behalten. Dafür werden sie vielleicht sehr nervös. Manche Geräusche machen ihnen Angst, weil sie ihre Quelle nicht erkennen. Andere Geräusche erleichtern ihnen die Orientierung oder das Einschätzen ihrer Umgebung.
Diese Tiere brauchen einen verlässlichen Reiter, den sie gut einschätzen können. Reiterwechsel oder nervöse Reiter machen sie unsicher. Der Reiter muss besonders vorausschauend reiten, den Weg verlässlich vorgeben, bei Gefahr oder Hindernis mit der Stimme warnen. Longieren kann unsicher machen. Das Pferd hat dann Angst und weiß gar nicht, wo es hin laufen soll. Dagegen reagieren sehbehinderte Pferde oft sehr sensibel auf Zeichen wie Gewichtsverlagerung, Zügelzupfen, Berührungen am Hals oder die Stimme des Reiters.
Wenn ein Pferd schlecht sieht, muss man das beim Training berücksichtigen. Neue Gegenstände zeigt man immer zuerst auf der besser sehenden Seite. Sieht es gar nichts, arbeitet man mit Stimme und Berührungen. Bei Ausritten oder unerwarteten Begegnungen kann es entscheidend sein, das Tier rechtzeitig so zu drehen, dass es mit dem besseren Auge sieht und weniger erschreckt wird. Mitreiter oder ein mitlaufender Hund sollten so gehen, dass sie sichtbar oder hörbar sind.
Der direkte Kontakt zu einem guten Kumpel oder zu seinem Menschen macht ein sehbehindertes Pferd sicherer. Der Wechsel in eine neue Herde oder einen neuen Stall fällt einem sehbehinderten Pferd besonders schwer.