Einteilung der Verhaltensweisen

 

 

Die herkömmliche Einteilung der Verhaltensweisen weist Ungenauigkeiten auf.

 

Vor allem Definition und Unterscheidung von Trieb, Reflex und Notfallverhalten (Alarmreaktionen) sind in Lehr- und Fachbüchern unscharf!

 

Hier ein alternativer Vorschlag:

 

Alarmreaktionen sind in diesem Modell klar von Reflexen, Trieben und erlerntem Verhalten zu unterscheiden!

 


Reflexe


Grundlage des Verhaltens

> angeboren


äußere Motivation

> auslösender Reiz (proportional/ unproportional)


innere Motivation (intrinsisch) 

> keine

 

Steuerung

> mono- oder polysynaptische Reflexbögen


Steuerungsstrukturen

> affektive/effektive Nervenzellen (Rückenmark)


Bedeutung für die Art oder das Individuum 

> Sofortreaktion/individueller Schutz/unwillkürliche Rettung


Auslöser oder Bedingung des Auftretens

> Gefahren für den Organismus


Stufen/ Zyclen/Ablauf des Verhaltens

> immer gleicher Ablauf: Reiz > Reaktion
Reizschwelle konstant oder variabel


Beispiele   

> Lidschlussreflex, Rückziehreflex


Einzelhandlungen 

> Betätigung eines oder weniger Muskeln

 

beim Pferd

> Sprung zur Seite, Zurückziehen der Nase




Alarmreaktionen


Grundlage des Verhaltens  

> angeboren


äußere (extrinsische) Motivation

> komplexe Gefahrensituationen, auslösende Reize (proportional, unproportional oder erlernt)


innere Motivation (intrinsisch)  

> physiologischer Stresszustand


Steuerung

> limbisches System


Steuerungsstrukturen

> vegetativees Nervensystem mit Sympatikus-nerven Hypothalamus
Hypophyse


Bedeutung für die Art oder das Individuum

> Überleben in Gefahrensituationen


Auslöser oder Bedingung des Auftretens

> drohende/absehbare Gefahr

 

Stufen/ Zyclen/Ablauf des Verhaltens 

> oft vorangehend: Schreckreaktion (reflexartig);

kaskadenartig: Furcht > Angst > Panik;

Regression oder Aggression


Beispiele    Flucht, Ohnmacht, Erstarrung (Freeze-Effekt), Verteidigung/Aggression


Einzelhandlungen 

> Laufen, Starrheit, Kämpfen


beim Pferd 

> meist Flucht





Erbkoordination / Triebverhalten


Grundlage des Verhaltens 

> angeboren mit Elementen aus der Individualentwicklung


äußere (extrinsische) Motivation

> Auslöser für die Endhandlung

 

innere Motivation (intrinsisch)

> Triebe, aktionsspezifische Energien, Bereitschaft (Appetenzverhalten)


Steuerung

> limbisches System,Hormonsystem


Steuerungsstrukturen

> Hypophyse, vegetatives Nervensystem mit Parasympatikus und Sympatikus

 

Bedeutung für die Art oder das Individuum

> Erhaltung des Individuums, Arterhaltung, Artanpassung


Auslöser oder Bedingung des Auftretens 

> innere Motivation/ innere Reize > Gefühle > Bereitschaft


Stufen/ Zyclen/ Ablauf des Verhaltens 

> Gefühl/Bereitschaft/Trieb > Appetenzverhalten > Reiz > Endhandlung

 

Beispiele

>  Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Schlaf/Erholung, Soziale Bindung, Neugier-/Spiel, Bewegung


Einzelhandlungen 

> nach Nahrung suchen, rupfen, beißen, steigen, treten,  schlafen


beim Pferd

> Grasen, Rangordnungsverhalten, Spiel zwischen Fohlen

 

erlerntes Verhalten

 

Grundlage  des Verhaltens

> angeborene Dispositionen zu erlerntem Verhalten


äußere (extrinsische) Motivation

>anregende oder entspannte Situationen, positive Sozialbeziehungen


innere Motivation (intrinsisch) 

> Lerndispositionen, Aufnahmebereitschaft (sensible Phasen)


Steuerung

> Großhirn


Steuerungsstrukturen

> Großhirnrindenareale, sensible Felder, Gedächtnis


Bedeutung für die Art oder das Individuum

> individuelle Verhaltensanpassung (wo ererbtes Verhalten nicht ausreicht)


Auslöser oder Bedingung des Auftretens 

> Problemsituation ist Auslöser für Lernverhalten, ähnliche Situationen sind Auslöser für Anwendung erlernten Verhaltens


Stufen/ Zyclen/ Ablauf des Verhaltens 

> Lernen > Üben, Wiederholen  > Anwendung in vergleichbarer Situation


Beispiele 

> Prägung, Gewöhnung, Konditionierung, Nachahmung, Begriffsbildung, Generalisierung, Einsicht


Einzelhandlungen

> komplexe Verhaltensweisen, auch nicht arteigene


beim Pferd 

>  Geritten werden, Zirkuslektionen