Vorwort


Für die Großen: Liebe Eltern und Großeltern

„Ich wünsche mir ein Pferd!“
Pferdeverliebte Kinder oder Enkel werden diese Sehnsucht früher oder später aussprechen.
Eltern stehen dem oft zunächst hilflos gegenüber, können viele doch kaum abschätzen, welche Konsequenzen dieser Wunsch nach sich zieht.
Vergeblich wird in den meisten Fällen die Hoffnung bleiben, dass sich der Wunsch im Laufe der Zeit „auswächst”.  Einmal infiziert, ist der „Pferdevirus” oft nicht auszulöschen.
Vernünftige Eltern oder Großeltern setzen dem Wunsch Vernunftgründe entgegen:
Ein solch großes Tier bedeutet viel Verantwortung. 
Reiten ist ein teures und aufwändiges Hobby.
Der Umgang mit den Tieren kann gefährlich sein.
Wer kümmert sich um das Tier, wenn das Kind alleine damit überfordert ist?
Übersteht die Liebe zu Pferden auch erste Schwierigkeiten und größere Probleme?
Was geschieht, wenn das Pferd einsam im Stall stehen bleibt, wenn sich andere Interessen oder Verpflichtungen ergeben und das Interesse am Tier schwindet?

Da der „Pferdevirus” jedoch sehr hartnäckig sein kann, taucht er auch bei Erwachsenen als heimlicher Traum wieder auf. Wer als Kind nicht Gelegenheit oder Möglichkeit hatte, möchte den Wunsch nach einem Pferd vielleicht verwirklichen, wenn er wirtschaftlich gesichert im Beruf steht oder die eigenen Kinder oder Enkel anfangen zu reiten.
Neue Argumente der Vernunft - Haltungskosten, Familien- und Arbeitsalltag oder mögliche Gefahren - machen die Realisation des Traumes auch dann noch kompliziert. Man geht nicht mehr so unvoreingenommen und enthusiastisch wie ein Kind vor, malt sich allerlei Szenarien aus.

Der Anschaffung eines Pferdes sollte immer das  Wissen um die Bedürfnisse der Tiere und die Beziehung zwischen Pferd und Mensch vorausgehen.

Wer sich mit Pferden auseinander setzen möchte, findet im Folgenden Grundwissen und Informationen rund um das Lebewesen Pferd.
Die Anschaffung eines Pferdes sollte im Sinne aller Beteiligten rational abgewogen und gut überlegt sein.
Letzten Endes entscheidet dennoch oft die spontane Zuneigung zu einem bestimmten Tier.


Hier finden Sie  Ideen zum Vor-Überlegen und Nach-Denken.
Reitschüler, Eltern oder Pferdebesitzer erfahren Fakten, die das Wesen des Pferdes verstehen helfen und auf den Alltag mit Pferden vorbereiten.
Ich möchte zum Denken über Pferde anregen, zum Einfühlen und Mitfühlen.
Es geht weniger um eine Anleitung, als um Anregungen und Anstöße.


Vielleicht sehen Sie nach der Lektüre das Schulpferd Ihrer Kinder oder das Pony der Nachbarn mit anderen Augen.

Vielleicht verstehen Sie dann, was in seinen Augen zu lesen ist.


    „Je mehr ich entdecke,
    desto mehr wundere ich mich.
    Je mehr ich mich wundere,
    desto mehr verbeuge ich mich.
    Je mehr ich mich verbeuge,
    desto mehr entdecke ich.”

    (Albert Einstein)



Für die (noch) nicht Großen: Liebe Pferdefreundin, Lieber Pferdefreund


Du magst Pferde?
Du liebst ihre sanften Augen, ihre Stärke, ihren warmen Atem?
Du träumst von einem schnellen Ritt mit wehender Mähne?
Du wünschst dir ein Pferd als besten Freund?

Einen Freund möchte man gut kennen, viel über ihn wissen, ihn verstehen.
Es soll ihm ja gut gehen.

Hast du dir schon einmal überlegt, was ein Pferd dazu bringt, dir zu vertrauen und zu tun was du möchtest? Weißt du eigentlich, ob das Pferd dich auch als besten Freund sieht?
Wie wünscht sich dein Pferd den idealen Stall? Wie lebt es in seiner Herde?

Es gibt Kinder, die glauben, Kühe seien lila. Du gehörst bestimmt nicht dazu.
Dann lässt du dir sicher auch nicht erzählen, dass Pferde in Boxen oder Ponys im Matsch glücklich sind und gesund bleiben.
Du wirst ahnen, dass etwas nicht stimmt, wenn Pferde vor ihrem Reiter weglaufen.
Du lässt dir auch nicht einreden, „vom Pferd fallen” gehöre unbedingt zum Reiten und sofort wieder aufzusteigen sei sozusagen eine Frage der „Ehre”.
Du zweifelst, ob man Gerte oder Sporen wirklich so dringend braucht, wie manch „guter” Reiter es dir erzählt?
Fragst du dich, warum es in Reitställen nur wenige wirklich alte Pferde gibt?

In diesem Buch kannst du lesen, was man in einer Reitschule selten erfährt.
Das liegt nicht daran, dass dein Reitlehrer/deine Reitlehrerin es dir nicht beibringen könnte oder wollte. Er oder sie gibt sich sicher alle Mühe.
Es liegt einerseits daran, dass Wissenschaftler immer neue Dinge über Pferde heraus finden. Viele Reitlehrer haben selbst vor langer Zeit gelernt.
Andererseits finden Pferdeprofis manches selbstverständlich und sprechen daher nicht davon. Profis merken manchmal nicht, welche Fragen Kinder oder Anfänger haben.
Oft hat der Reitlehrer auch gar nicht die Zeit, Euch alles über die Tiere beizubringen. Schließlich muss er sein Geld mit Reitunterricht verdienen.

Heute gibt es viele gute Reitschulen, in denen die Tiere artgerecht leben.
Dort wird auch gut unterrichtet und viel über die Tiere erklärt.
Gehört dein Reitstall dazu? Woran kannst du das messen?  Wie erkennst du jemanden, bei dem Pferde noch Pferde sein können? 
Ist es wirklich das richtige Hobby für dich? Was kommt auf dich zu, wenn du für ein eigenes Pferd verantwortlich bist? Wer hilft dir dabei?
Wem kannst du vertrauen, wenn du ein eigenes Pony kaufen willst?

Irgendwann wirst du Entscheidungen treffen. Vielleicht bekommst du ein eigenes Pferd. Das wäre dann - eigentlich - eine Entscheidung für dein ganzes Leben.
Lass dir bei der Suche nach „deinem” Pferd nur nichts einreden!
Du musst dein Pony lieben - nicht derjenige, der es bezahlt.
Ein Pony wird gut und gerne 30 Jahre alt. Wie alt wärst du, wenn dein erstes Pony langsam alt wird und vielleicht nicht mehr ganz gesund ist?
Wie lebst du dann? Wo lebst du und mit wem?
Möchtest du über so lange Zeit dafür sorgen, dass es alles hat, was es braucht?

Niemals kann man alles voraussehen. Manchmal kommt es einfach anders als man denkt. Letztendlich zählt der ehrliche gute Wille. Den spürt dein Pferd.
Es wird wissen, dass du immer versuchst, in seinem Sinne zu handeln.
Es wird wissen, dass du dir Mühe gibst, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Aber sei gewarnt:
Der Pferde-”Virus” ist ansteckend und langlebig. Wer sich „infiziert”, wird ihn oft lebenslang nicht mehr los.
Die Liebe zu einem Pferd kann alles verändern, was du heute tust.
Sie verändert dein Leben und deine Zukunftspläne.
Sie wird wahrscheinlich deinen Feierabend, deine Freizeit, dein Taschengeld, später deine Urlaubsplanung, deinen Beruf, dein Bankkonto, deinen Lebenspartner und deinen Wohnort bestimmen.
Und das alles für die nächsten 30 oder mehr Jahre - wenn du Glück hast.