Mehr als nur ein Hobby
Wahrscheinlich ahnen Sie, welche Tragweite das Hobby „Pferd“ hat, welche Dimensionen und welche Verbindlichkeit...
Mit Pferden umzugehen erfordert Kenntnisse, Umsichtigkeit, Einfühlungsvermögen, Ausdauer und Geduld.
So verschieden Mensch und Pferd auch sind, so einfühlsam kann von beiden Seiten eine gelungene Beziehung aufgebaut werden und lebenslang bestehen.
Und wie fängt man es nun „richtig” an?
Wie findet man - auch als Erwachsener - einen Zugang zum Pferd?
Der erste Kontakt findet meist über eine Reitschule statt.
Als Schüler in einer Reitschule nimmt man am Alltag der Pferde und ihrem Seelenleben wenig teil. Es ist kaum möglich, ein Pferd wirklich kennen zu lernen, eine Beziehung aufzubauen.
In gelegentlichen Reitstunden oder bei Wochenend-Events rund um den Pferde“sport“ werden Sie wenig über Pferde erfahren. Leider verblasst hinter dem Geschäft mit den Pferden die
faszinierende Natur des Pferdes, seine große Emotionalität, seine Intelligenz.
Ein anderer Weg führt über private Pferdehaltungen.
Vor allem Kinder finden schnell Anschluss bei Pferdehaltern, die ihre Tiere im eigenen Stall halten. Ihnen ist die Mithilfe eines pferdebegeisterten Jugendlichen oft sehr willkommen. Auch
Erwachsene finden über Reitbeteiligungen einen ersten Zugang im Rahmen einer privaten Pferdehaltung.
Hier ist oft ein enger und persönlicher Kontakt zum Pferd möglich. Man lernt vielleicht reiten, vor allem aber sehr intensiv und hautnah alles, was sonst noch zum Hobby Pferd dazu gehört. Oft
sehr unmittelbar erlebt man das Leben und den Umgang mit den Tieren, bekommt einen sehr realistischen Eindruck von den Sorgen und Nöten des Pferdehalters, aber auch von der tiefen Beziehung, die zum
Pferd entstehen kann.
Für Einsteiger ist es schwierig, die Qualität einer Pferdehaltung oder einer Reitschule zu erkennen.
Positive Beispiele sind manchmal an einer Plakette zu erkennen, die eine geprüft artgerechte Pferdehaltung oder einen gut ausgebildeten Reitlehrer nachweist.
Wenn in der Haltung ganz offensichtlich etwas nicht stimmt, werden Sie selbst einer Reitschule vermutlich selbstbewusst den Rücken kehren.
Viele Kinder allerdings tun fast kritiklos alles, um bei den Pferden zu sein. Dabei sind sie wenig wählerisch. Viele Jugendliche bleiben trotz stundenlanger Stallarbeit und Reiten ohne Anleitung, nur
um den Pferden nach zu sein. Sie werden mit viel zu viel Verantwortung alleine gelassen.
Sie kennen so wenig die Maßstäbe, an denen man das Wohlergehen eines Pferdes messen muss, wie sie ihr eigenes Recht auf fairen Umgang formulieren könnten.
Kinder müssen im Umgang mit dem Pferd von Erwachsenen begleitet werden. Das gilt für die ganz Kleine, die nur mal auf einem ausgeliehenen Pony spazieren schaukeln, umso mehr aber für die älteren
Kinder, die sich oft selbst überschätzen und Gefahren wie Notwendigkeiten noch nicht überblicken können.
Auch wenn Kinder durchaus schon gut reiten, sind sie anfangs doch weder emotional noch psychisch in der Lage, einem so eigen-willigen Lebewesen wie dem Pferd in allen Situationen sicher gegenüber zu
treten. Besonders die kleinen, vermeintlich kindgerechten Ponyrassen haben den Schalk im Nacken und übernehmen gerne die Führung. Das kann wortwörtlich „ins Auge gehen“. Eltern sollten daher
immer Teil der Beziehung zwischen Kind und Pferd sein. Grundlegende Pferde-Kenntnis ist daher auch für die Erwachsenen notwendig, um beider Wohl im Auge zu halten.
Mensch und Pferd - beide sehr soziale Wesen - können miteinander leben.
Sie sollten nicht nur nebeneinander leben.
Suchen Sie den Zugang zum Wesen der Pferde! Es lohnt sich!
Da es viele Beispiele gelungener Beziehungen zwischen Pferd und Mensch gibt, muss es auch Wege dahin geben.
Der übliche Weg:
Man sieht das Pferd als faszinierendes Lebewesen, mit dem man seine Freizeit verbringt. Neben anderen Verpflichtungen werden auch Reitstunden genommen. Möglicherweise sponsert der großzügige Opa das
erste Pony. Ein Reitlehrer empfiehlt das „perfekte Pony“ mit warmen Worten - und schon ist man Pferdebesitzer.
Funktioniert nicht alles, wie man es sich vorgestellt hat, wird erst der Ausbilder, dann der Reitstall gewechselt, womöglich das Pferd verkauft, ein „besseres“ gesucht...
Das Pferd bleibt entbehrlicher Teil der Freizeitgestaltung.
Manchmal ist es Statussymbol, bestenfalls Freizeitpartner.
Oft entsteht Frust - denn eine persönliche Bindung bleibt häufig aus.
Der berührende Weg:
Das Leben und Lernen mit dem Tier beinhaltet viele persönliche, berührende Momente. Man erlebt im Pferd ein empfindsames, zugewandtes, in der zivilisierten Welt etwas verlorenes Wild-Wesen.
Der Wunsch, seine Eigenheiten zu verstehen, mit und von ihm zu lernen, tritt in den Vordergrund.
Dieser Weg ist schwieriger, manchmal länger, sicherlich anstrengender.
Das Leben mit Pferden lässt viele Menschen nicht mehr los.
Das Pferd wird zum Teil des eigenen Daseins.
Es entsteht eine starke gegenseitige, sehr persönliche Beziehung, die auch größten Schwierigkeiten widersteht.
Letztendlich muss jeder seine eigene Liebe zu Pferden finden, entwickeln und leben.
Jeder Mensch macht seine eigenen Erfahrungen mit Pferden.
Wer noch keine oder wenig eigene Erfahrungen machen konnte, tritt den Tieren oft unvoreingenommen gegenüber und beobachtet genauer.
Nach negativen Erlebnissen fällt es oft schwer, offen für neue Erfahrungen zu bleiben.
Pferde gehören seit Jahrhunderten zum Leben der Menschen und sind Teil unseres gemeinsamen Kulturgutes. Jeder zukünftige Reiter oder Pferdebesitzer hat eine Vorstellung, was er gerne mit seinem Pferd
tun möchte und was er von ihm erwartet.
Dem gegenüber stehen die Bedürfnisse der Tiere. Sie wurden über Jahrhunderte, Jahrtausende in den Hintergrund gestellt, weil das Überleben des Menschen von der Arbeit der Pferde abhing.
Heute sind Pferde Teil unserer Freizeitgestaltung.
Wir können es uns leisten, seine Bedürfnisse zu achten.
Unser eigenes Leben hängt nicht mehr unmittelbar davon ab, ob die Pferde für uns arbeiten können.
Gleich was unser größter Traum in Bezug auf ein Pferd ist:
Für seine Verwirklichung brauchen wir Wissen und Verständnis für die Pferde.
Das Zusammensein mit einem Pferd zwingt uns, über seine Eigenheiten und Bedürfnisse nachzudenken. Nichtreiter ahnen oft gar nicht, wie vielfältig der Alltag mit Pferden ist. Das Hobby Pferd
verlangt Geduld, Zeit, Einsatzbereitschaft, warme Winterjacken und Geld.
Unter diesen Voraussetzungen kann eine wunderbare Beziehung wachsen.
Mitgefühl entsteht auf beiden Seiten der Beziehung zwischen Mensch und Pferd.
Das Pferd wird wissen, ob wir mit ihm fühlen.
„Solange Menschen nicht denken,
dass Pferde fühlen,
müssen Pferde denken,
dass Menschen nicht fühlen!“
(Quelle unbekannt)