Erfahrungen


Heujahre - Alle Jahre wieder...
   

Manche Dinge wiederholen sich im Leben eines Pferdebesitzers und Selbstversorgers unweigerlich.


Alle Jahre wieder steht im Frühsommer die Futterbeschaffung an.


Ab Januar beobachtet man die eigenen Wiesen, ob denn schon erstes Grün sich zeigt, wie sie den Winter überstanden und dass die Maulwürfe ihnen nicht allzu sehr zugesetzt haben.

Ab Februar beobachtet man die Aktivitäten der Landwirte in der Umgebung, ob sie denn schon pflügen, säen, düngen.

Ab März bangt man um ausreichend Regen und Wärme, damit das Gras gut wächst.

Im April fürchtet man Trockenheit und Hitze genauso wie Kälte und Regen, die den Graswuchs hemmen.

Ab Mai wartet man auf den Beginn der Gräserblüte und hofft auf ruhiges Wetter, damit das Gras nicht kurz vor der Ernte von Frühjahrsgewittern umgelegt werde.

Ab Juni fürchtet man Regen, der die Wiesen für Trecker unbefahrbar macht und betet um ausreichend trockene Tage für die Heuernte.

Ab Juli wird man langsam nervös, wenn es immer noch regnet. Man bestellt schon mal vorsichtshalber für die nächsten vier Wochenenden Helfer zum Einlagern - falls der Bauer anruft, dass er pressen kann.

Im August wird man hektisch, wenn immer noch nicht ausreichend Heu auf dem Boden lagert. Man beobachtet kritisch die Weizenfelder, die immer noch nicht trocken genug sind zur Ernte.

Im September beginnt man zu entspannen, falls noch ausreichend Heu vom alten Jahr da ist und genügend neues Heu eingelagert werden konnte. Falls nicht, kommt langsam Nervosität auf, weil nur noch wenig Heu im Angebot ist.

Ab Oktober kann man das neue Heu füttern. Man erwartet gespannt den Tag, wenn der erste Ballen geöffnet und begutachtet werden kann. Daran entscheidet sich die Stimmung der nächsten Wochen: Ist er gut, freuen sich die Pferde. Ist er schlecht, beginnt die Suche nach der Ursache.

Im November ist alles gut - oder man hat Stress mit dem Heubauer, der jede Schuld leugnet und keinen Ersatz liefern will oder kann. Man packt letzte Strohballen um das wertvolle Heu, damit kein Lagerschaden entstehen kann.

Im Dezember fürchtet man jeden Frost, nach dem Feuchtigkeit an den Heuballen kondensiert und dem Schimmelpilz eine Spielwiese bietet.

Ab Januar ruft man verschimmelte Halme von den Außenseiten der Ballen und freut sich, dass das Heu darunter vollkommen in Ordnung ist. Wenn man Glück hat.

Damit beginnt das Heu-Jahr von vorne...



Kein Pferdehalter kommt um vielfältige Erfahrungen rund um das Thema Grundversorgung herum.

Alle Jahre wieder ist man konfrontiert mit dem Thema „Futterbeschaffung”.


Es gibt viele verantwortungsbewusste Produzenten, die jahrelang gutes, pferdegerechtes Futter liefern können.
Im Idealfall kann der Pferdehalter sogar aussuchen, welche Heusorte für sein Pferd am besten geeignet ist.

Der Produzent liefert dann nach Wunsch

•    artenreiches Wiesenheu vom Dauergrünland für die robusteren Rassen, für Esel und Schafe, das die Tiere lange beschäftigt

•    Heu aus Wiesenmischungen von kontrollierten Anbauflächen, auf denen sich keine Giftpflanzen etablieren können

•    oder auch besonders gehaltvolles Heu für Pferde, die hohe Leistungen erbringen müssen.


Vielen Dank an all jene Landwirte, die mir in den letzten 15 Jahren gutes Heu für meine Tiere lieferten.
Sie haben sich immer bemüht, auch in schlechten Heujahren noch brauchbares Futter herzustellen.
Das ist Knochenarbeit und eigentlich kaum zu bezahlen.

Gutes Heu hat daher seinen Preis!
Wie hoch der Preis für gutes Heu ist, schwankt von Region zu Region stark.
In Ballungsgebieten zahlt man leicht über 30 Euro pro 100 kg Heu, in anderen Gegenden bekommt man dafür die dreifache Menge.



Leider macht man immer wieder auch negative Erfahrungen:

•    Ballen mit hoher Schimmelpilzbelastung, die schon vor der Ernte entstand

•    Ballen mit hoher Schimmelpilzbelastung durch schlechte Lagerung

•    Heu von viel zu spät geernteten Wiesen, das mehr abgestorbenes als getrocknetes Material enthält

•    Ballen mit mehr „Unkraut” als Gras

•    Ballen mit Giftpflanzen

•    umgepresstes Heu, dessen Herkunft nicht mehr nachvollziehbar ist

•    viel zu tief geschnittenes Gras, in dem Erdklumpen und ausgerissene Grashorste Schimmelnester bilden




Heu ist und bleibt ein Naturprodukt.


Jedes Heujahr ist anders.
Niemand kann wissen, wie die Ernte wird.
In vielen Jahren wird es wegen ungünstiger Wetterverhältnisse eng.
Die Ernte kann in solchen Jahren nicht stattfinden, wenn sie stattfinden müsste.
Das Erntegut wird nicht trocken genug.
Die Qualität ist nicht optimal.

Über solche Phänomene wird sich kein Tierhalter aufregen.

Anders ist es, wenn Gifte die Tiere gefährden.
Das darf nicht passieren.
Glück hat der, der den Schaden rechtzeitig erkennt, bevor es zu gesundheitlichen Schäden bei den Tieren kommt.
Passiert es doch versehentlich, muss die Sachlage objektiv geklärt und das Heu zurückgenommen werden!


Ich freue mich, wenn im Falle des Falles einer mangelhaften Heulieferung der Produzent gesprächsbereit ist.
Nur dann können alle Beteiligten dazu beitragen, dass Fehler und Mängel sich nicht wiederholen - zum Wohl aller Tiere!

Gibt es keinen konstruktiven Austausch, werden weiterhin ungeeignete Wiesen gemäht, werden Giftpflanzen zu Heu oder Silage verarbeitet.
Die Tiere müssen es fressen. Im Zweifel lässt man ihnen keine Wahl.

Irgendwann wird das Problem allerdings auch in der menschlichen Nahrungskette auftauchen...!