Forderung und Überforderung


Bei der Arbeit mit einem Pferd sind immer zwei beteiligt. Sowohl das Tier als auch der Reiter können überfordert sein oder Angst bekommen. Schnell gerät die Situation außer Kontrolle. Ein panischer Reiter kann sein Pferd nicht beruhigen. Ein panisches Pferd kann nicht mehr auf Signale oder Beruhigung hören. Lernen können Mensch und Pferd bei Angst ohnehin nicht.

Oftmals ist es schwer, die Grenzen der Belastbarkeit eines Ponys zu erkennen. Schmerzen zeigt ein Pferd nur still. Das wird jetzt zum Nachteil: Der Reiter merkt nur mit Einfühlungsvermögen und Erfahrung, wenn ein Pferd Schmerzen leidet. Einige Pferde wehren sich durch Treten, Buckeln oder Steigen, andere durch Verweigern einer Aufgabe, wieder andere durch Flucht.
Einige Pferde haben gelernt, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Sie ertragen alle Misshandlungen klaglos, haben längst aufgegeben, fügen sich in ihr Schicksal. Das passiert beim Pony hinter dem Haus, in schlechten Reitschulen und auf großen Turnierplätzen. Ein Blick in die Augen der Pferde reicht, um zu erkennen, ob es seinem Reiter zu Gefallen folgt oder ob es resigniert alles über sich ergehen lässt.

Ein Pferd hat Gründe für sein Verhalten. Oft hat es gar nicht verstanden, was von ihm verlangt wird. Manchmal kann es die Aufgabe körperlich oder geistig (noch) nicht erfüllen, weil Training fehlt. Schmerzen durch Sattel, Sporen oder Gebiss machen so manches Pferd unreitbar.
Schau genau hin, wenn jemand ein Problem mit einem Pferd hat. Fast niemals ist das Pferd die Ursache. Meist hat der Reiter nicht erkannt, welches Problem sein Tier hat. Oder er ignoriert dessen Bedürfnisse bewusst.

Für Reiter gilt im Grunde das Gleiche wie für die Pferde. Man kann nur tun, was man richtig gelernt, verstanden und trainiert hat. Nicht jeder Reiter kann auf die gleiche Weise lernen, nicht jeder lernt es gleich schnell, nicht jeder lernt alles mit jedem Pferd. Ein Reitlehrer muss Rücksicht die Fähigkeiten und Ängste seiner Reitschüler gut kennen und berücksichtigen.