Lehren und Lernen


Das Gehirn lernt nicht unter Stress, Angst oder Schmerz. Das trifft vor allem auch für Tiere zu, die nicht aus Einsicht lernen oder „das beste draus machen“ können. Zum Lernen braucht man Zeit und eine entspannte Umgebung. Tiere lernen nur mit Lust.

Die Atmosphäre eines Reitstalles sagt etwas über die Lernsituation:
Wie ist die Stimmung in einer Reithalle? Wie gehen die Menschen miteinander und mit den Tieren um? Sind Tiere und Menschen freundlich, neugierig, offen? Nehmen die Pferde Kontakt zu Menschen auf? Spricht der Reitlehrer mit den Reitern? Kennt man sich? Werden Fragen gestellt und beantwortet?
Geht der Reitlehrer oder Ausbilder ruhig und gelassen auf seine Schüler ein? Auch wenn sie etwas falsch machen? Auch, wenn der Schüler ein Kind ist? Regt er sich über Fehler auf? Macht er Vorwürfe? Lacht, schimpft oder spottet er über Reiter? Schreit der Reitlehrer? Geht er auf einzelne Reiter und Pferde ein?

Entscheidend ist, ob ein Ausbilder die Verbindung zwischen Reiter und Pferd herstellen kann. Lernt ein Reitschüler, auf die Gefühle und Signale des Pferdes zu hören und sie auch konstruktiv zu berücksichtigen? Reagiert das Pferd darauf?

Im Reitunterricht treffen zwei Lebewesen aufeinander, die beide auf ihre Weise ängstlich sind. Angst jedoch ist ein übertragbares Gefühl. Es schaukelt sich auch zwischen zwei ganz verschiedenen Lebewesen hoch. In einer Herde würde der weniger ängstliche, souveräne Partner die Führung übernehmen, der andere würde sich ihm anvertrauen und folgen. Übernimmt nicht der Reiter (oder anfangs der Reitlehrer) die Führung, so wird das Pferd tun was es will.
Der Reiter sollte dem Pferd Vertrauenswürdigkeit beweisen, damit es ihm folgen kann. Manche Ausbilder nennen das Dominanz. Es ist jedoch mehr als das. Es ist das Zusammenspiel von Geben und Nehmen, von Schützen und Schutz annehmen. In vielen Situationen ist das Pferd sogar besser als der Reiter in der Lage, eine Situation zu beurteilen. Dann wird jeder Reiter froh sein, wenn er seinem Pferd so viel Freiheit gelassen hast, dass es wagt zu „sagen“, wenn etwas nicht stimmt. Nur so hat es die Chance, mit seinem Menschen in Kontakt zu treten. Lässt der ihm zu wenig Persönlichkeit, kann es nicht mit ihm kommunizieren.
Pferde mit Vertrauen „sagen“ ihrem Menschen, wenn sie Schmerzen oder Angst haben. Sie wissen, dass er ihnen helfen oder sie sicher führen wird.