Eigene Pferde


„Deines Pferdes Bild
verfolge dich bei Tag und Nacht,
im Wachen und im Schlaf,
wie das Bild deines Freundes

dich verfolgte...
Wenn es sich über Nacht

aus deinem Inneren löst
oder auch nur verblaßt,
wenn seine Formen verschwimmen,
ist es nicht das Pferd, das ich meine.“

(R.G. Binding)


 

 

Das eigene Pferd ist etwas Besonderes, Einzigartiges.

Menschen finden Pferde, die zu ihrer Seele passen.

Pferde finden Menschen, die zu ihrer Seele passen.

Wer wen findet, ist nicht entscheidend.

Es ist entscheidend, dass beide spüren, da ist mehr als nur ein Kaufvertrag...

 

 

Ganz ohne Nachdenken und rationale Überlegungen geht es auf Reiterseite aber dann doch nicht.

Vor allem muss sich der zukünftige Pferdebesitzer klar darüber werden, dass ein Pferd täglich zu seinem Recht kommen muss. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr, im Urlaub - aber auch während der Schulzeit, während einer Ausbildung und wenn der Besitzer zur Arbeit geht. Mit etwas Glück begleitet uns ein Pferd über 30 und mehr Jahre.
Das kostet ganz sicher viel Geld, vermutlich einige Nerven, vielleicht die eine oder andere Freundschaft.
Wir übernehmen die Verantwortung für ein Tier, das zeitlebens von uns abhängig sein wird. Seine Existenz und sein Wohlergehen hängen von unseren Entscheidungen ab. Würden wir es verkaufen, legten wir diese große Verantwortung in die Hände einer anderen Person. Wie diese Person ihrer Verantwortung gerecht wird, kann man niemals wissen.
Die Entscheidung für ein eigenes Pferd sollte erst fallen, wenn uns auch die schwierigeren Seiten der Pferdehaltung bewusst sind.
Vor der Suche nach dem eigenen Pferd müssen die Unterbringung, die Betreuung und vor allem Finanzierungsfragen geklärt sein.
Selbst die vergleichsweise günstige Haltung auf eigenem Grund ist heute aufgrund der Heu- und Futterpreise wie auch der Notwendigkeit einer Versicherung und der tierärztlichen Honorarkosten nicht nebenbei zu leisten. Man kommt im Durchschnitt, bei viel Eigenleistung, vielleicht mit ca. 120 Euro pro Tier aus (2010). In Pensionsställen beläuft sich alleine die Unterbringung mit Grundversorgung auf mehr als das Doppelte und weit darüber hinaus, je nachdem in welcher Region man sein Tier unterbringen muss. In Ballungsräumen sind Pensionspreise von 450 Euro und mehr keine Seltenheit. Dazu kommen dann noch die sonstige Kosten für Versicherung, Schmied oder Hufpfleger, Tierarzt etc.

Wer alle Fragen geklärt und alle Voraussetzungen geschaffen hat, macht sich auf die Suche nach seinem Traumpferd.

Ein Pferd kaufen

Zunächst wird man sich über die verschiedenen Rassen, ihre Eigenschaften und ihre Vorzüge informieren. Wahrscheinlich merkt jeder Reiter schnell, zu welcher Art Pferd es ihn besonders hinzieht.
Bei welchem Typ Pferd fühlt man sich besonders wohl, welche Pferde reitet man in der Reitschule am liebsten - die großen und gemütlichen, die hochbeinigen und schnellen, oder die kleinen, vorwitzigen Ponys?

Wer feste Vorstellungen hat, was sein Pferd können muss, wird sehr genau nach den Eigenschaften sehen müssen.
Wer bereit ist, sich auf das Pferd und seine Fähigkeiten und Anlagen einzulassen, wird vielleicht mit dem Tier glücklicher, das sich seinen Menschen selbst aussucht, zu dem ungeachtet seiner Fähigkeiten und Ausbildung eine spontane Zuneigung entsteht.
Manchmal wird auch aus einer Reitbeteiligung im Laufe der Zeit das eigene Pferd.

Ein junges Pferd aufzuziehen und auszubilden erfordert mehr als ein erfahrenes, älteres Pferd zu reiten.
Früher glaubte man, ein junger Reiter brauche ein älteres, erfahrenes Pferd, nur ein guter, erfahrener Reiter könne mit einem Jungpferd klar kommen. Gute Beziehungen zwischen Reiter und Pferd sind nicht nur von Erfahrung und oder gar Alter abhängig. Sympathie und Temperament spielen eine größere Rolle.
In welcher Herde wird es leben? Ein junger Wallach fühlt sich in einer Gruppe älterer Stuten nicht unbedingt wohl, eine kleine, zarte Stute könnte von großen, schweren Wallachen verletzt werden.
Stuten sind manchmal etwas zickig, Wallache oft sehr verspielt und auch schon mal etwas ungezogen. Womit kann man persönlich besser umgehen?


Ein Züchter verlangt in der Regel mehr für ein Pferd als ein Händler.
Dafür  lernt man im Idealfall die Eltern des Pferdes kennen. Der Züchter kennt das Tier sehr gut und kann dir Auskunft geben. Züchter verkaufen selten ein älteres, schon eingerittenes Tier. Der gute Züchter verkauft oder vermittelt Tiere, die nach bestem Wissen gezüchtet und aufgezogen wurden.
Wer sich nicht auf eine ganz bestimmte Farbe, Größe oder sonstige Eigenschaften festgelegt bist, verliebt sich vielleicht in einen kleinen, schwarzen Wallach, obwohl eigentlich eine große Schimmelstute gesucht war. Ein guter Züchter wird intensiv beraten und mit dem Interessenten gemeinsam „sein“ Pferd aussuchen. Noch besser, wenn er seinen Tieren ansieht, welchen Menschen sie sich aussuchen.

Ein Händler bietet oft sehr viele Pferde aller Altersstufen und jeden Ausbildungsstandes an. Selten jedoch hat er genauere Informationen, wo und wie das Tier bisher lebte. Auch wenn heute jedes Pferd nur noch mit Equidenpass verkauft wird, kann man nie sicher wissen, was mit dem Tier bisher geschah. Auch die Zahl und die Namen der Vorbesitzer stehen nicht im Pferdepass.

Private Pferdeverkäufer suchen manchmal einen guten Platz für ihren Liebling, den sie selbst aus einem wichtigen Grund nicht mehr halten können. Vielleicht wollen sie aber auch ein Pferd loswerden, mit dem sie seit Jahren nicht mehr fertig werden, das krank ist oder nicht richtig ausgebildet wurde.
Man  sollte darauf bestehen, vor dem Kauf Zeit mit dem Tier zu verbringen.
Wer nur wenig Erfahrung hat und sich nicht nur auf sein Gefühl verlassen will - mti allen Risiken - nimmt sich genug Zeit und vor allem einen guten Berater mit.
Man sollte sich mit dem Tier beschäftigen, es putzen, führen und reiten, es  vorreiten lassen, mit ihm spazieren gehen und es in seiner Herde oder seinem Stall beobachten.
Vor dem Kauf beurteilt ein Tierarzt den Gesundheitszustand (Ankaufsuntersuchung). Bei jungen Tieren kann man eine formlose Untersuchung machen lassen, ältere Tiere, die bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten haben oder gar im Sport gehen sollen, sollte man intensiv untersuchen und auch die Beine röntgen lassen. Der Tierarzt stellt ggf. Eine Gesundheitsbescheinigung für den Zeitpunkt des Kaufes aus.

Viele Pferdekäufer entscheiden sich aus dem Gefühl für ein bestimmtes Tier heraus.

Manchmal entscheidet auch das Pferd.

Man sollte sich sicher sein, für dieses eine Tier alles tun zu wollen, was es braucht.

Auch wenn es nicht ganz gesund sein oder bleiben sollte.

Zweifel sind keine tragfähige Grundlage für eine langjährige Beziehung, die nicht zuletzt sehr viel Geld und Zeit kosten wird.

 

 

Wer den Pferden zuhört, bekommt mehr von ihnen als Turnierschleifen...

 

Menschen haben verlernt, sich ein anderes Lebewesen wirklich vertraut zu machen.
Ist unser Gegenüber ein Tier, erscheint es uns oft nicht einmal notwendig, es zu zähmen und uns vertraut zu machen.
Viele Menschen meinen, man könne andere dafür bezahlen, die es gefügig machen.
Andere nehmen sich selbst das Recht, Gewalt gegenüber anderen Geschöpfen anzuwenden.
Mit einem Freund würde und könnte man so nicht umgehen, denn...


 


„Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast.“

(A. de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz)