Reitstunden


Viele Kinder und auch Erwachsene haben ihre ersten „richtigen“ Pferdeerfahrungen in einem örtlichen Reitstall. Zahlreiche Ställe bieten Reitstunden an.
Es gibt Ponyhöfe für Kinder, spezielle Reiterställe für Freizeit-, Dressur-, Western-, Geländereiter oder Kutschfahrer, Ställe mit Privatpferden und professionelle Zentren mit Pferdetrainern und Berufsreitlehrern.
Gute Reitstunden sind teuer. Eine Trainerstunde bei einem guten Ausbilder oder einem qualifizierten Berufsreitlehrer kostet bis weit über 100 Euro; dafür bekommt man in manchen Ponyhöfen schon eine Zehnerkarte. Dort unterrichtet meist der Pferdebesitzer selbst. Er kennt seine Ponys gut, hat aber wahrscheinlich keine Reitlehrerausbildung .
Wenn das Ziel eine perfekte Reitausbildung und Turniere sind, wird man sich qualifizierten Unterricht suchen. Hat man andere Vorstellungen,  vielleicht auch weniger Geld oder andere Ziele, ist ein junger - oder auch ein älterer - Reiter vielleicht in einem privaten Ponyhof glücklicher.
Immer sollte immer wichtig sein, dass der Stallbesitzer für eine artgerechte Haltung seiner Tiere sorgt. In den meisten Reitschulen ist heute artgerechte Haltung üblich. Aber nicht alle Pferde leben artgerecht in Herden mit Bewegung, Sozialkontakt und Ausgleich zu ihrer Arbeit. Den Tieren sollte neben ihrem Job als Reitschulpferd ausreichend Zeit in ihrer Herde bleiben. Dann sind sie ausgeglichen, zufrieden und behalten den Spaß an der Arbeit.
In guten Betrieben kann jeder Reiter sich - wenn auch in Grenzen - mit der Pflege und Haltung der Pferde vertraut machen und eine Beziehung zu den Pferden aufbauen.
Eine gute Reitschule erwartet von den Reitschülern, rechtzeitig vor Beginn ihrer Stunde da zu sein. Dann ist ausreichend Zeit, das Pferd zu holen, zu putzen und zu satteln, sich und das Tier in Ruhe auf die Stunde vorzubereiten. Nach dem Unterricht sollte der Reiter Gelegenheit haben, sein Tier selbst abzusatteln, sich von ihm zu verabschieden, es wieder in seine Herde zurück zu bringen. Während der ganzen Zeit sollte der Reitlehrer anwesend sein. Wenn ein Neuling alleine gelassen wirst und sich mit dem Pferd nicht sicher fühlt, ist eine andere Reitschule sicherlich besser geeignet.
Es ist grundsätzlich fragwürdig, wenn nicht der Reitlehrer, sondern andere Reitschüler die Pferde fertig machen oder sogar Unterricht geben. Dies muss nicht von Nachteil sein, zeugt aber oftmals von der Einstellung und nicht unbedingt von Verantwortungsgefühl des Betreibers Pferden und Kunden gegenüber.

Anfänger reiten zunächst in Einzelstunden, damit sie sich nur auf sich selbst und ihr Tier konzentrieren können. Fortgeschrittene Reiter werden in kleinen Gruppen unterrichtet. Die Gruppengröße hängt von der Größe des Reitplatzes ab und von der Fähigkeit des Reitlehrers, sich genügend auf die einzelnen Reiter einzustellen. Zweier- oder Dreiergruppen sind für geübte Reitlehrer durchaus gut zu unterrichten. Die Realität ist leider oftmals ganz anders. Bis zu zehn Reiter und Pferde ziehen auswendig gelernte und immer gleiche Runden um die Bahn. Der Reitlehrer hat dann genau genommen mit 20 Schülern (10 Reiter und 10 Pferde) gleichzeitig zu tun. Das ist so wie in der Schule. Nur wollen hier alle Pferde etwas anderes und alle Reiter haben andere Probleme und Fragen. Guter Unterricht für einzelne Pferd-Reiter-Paare ist dann kaum möglich.
Wenn eine Reitschule Wert auf individuelle Betreuung legt, gibt es kleine Gruppen mit ähnlichem Lernstand. Die Pferde werden bewusst für ihre Reiter ausgewählt.
Für die Reitschule ist das eine Gratwanderung zwischen Verantwortung, Überzeugung und Wirtschaftlichkeit. Gute Pferdehaltung und guter Unterricht sind teuer. Eigentlich kann kaum ein Reitschüler den wirklichen Preis bezahlen. Es muss also gespart werden. Einige sparen an der Qualität des Unterrichts, andere an der Pferdehaltung, wieder andere an der Infrastruktur.
Nicht immer sind diejenigen die besten Reitlehrer, die viele Nachweise über ihre Ausbildung vorlegen können. Pferde eines Hobby-Reitlehrers haben oft mehr Motivation. Sie müssen nur wenige Stunden in der Woche arbeiten, die Reiter werden ausgesucht. Wer Wert auf den Umgang mit Pferden legt, sucht sich vielleicht sogar gezielt einen Pferdebesitzer, dem er bei den täglichen Arbeiten rund um die Pferde zur Hand gehen und über die Schulter schauen kann.

Ist die ausgewählte Reitschule sehr günstig, die Reitstunden sehr billig? Man sollte genau hinsehen, an welcher Stelle gespart wird. Vielleicht hat der Anbieter das Glück, ausreichend eigene Flächen zu besitzen, sodass ihn die Haltung der Tiere wenig kostet. Viel einsparen lässt sich darüber jedoch nicht, denn die Kosten können nicht beliebig gesenkt werden. Hohe Kosten verursachen Versicherungen für Reiter, Reitlehrer und Pferd und für notwendige Tierarztbesuche. Eine einzige Kolik-Operation kann mehr als das Monatseinkommen einer Familie kosten. Gespart wird in einigen Betrieben an Wurmkuren, Impfungen, regelmäßigen Besuchen des Pferdezahnarztes oder Schmieds, dem Sattelzeug, der Ausbildung der Pferde und der Qualifikation der Reitlehrer.

Die beste „Reitschule“ wäre vermutlich ein privater Pferdebesitzer, der pro Tier nur einen Reitschüler annimmt und diesen wöchentlich mindestens zwei, drei Mal unterrichtet. Er könnte ihn an allen anfallenden Themen rund um die Tiere und ihre Haltung beteiligen. Ein solcher Service wäre unbezahlbar. Solch individueller Reitunterricht ist eigentlich nur auf Gegenseitigkeit möglich: Reiten lernen gegen Mithilfe oder Vertretung im Stall. Der Reiter wird sich persönlich viel stärker engagieren als in einem Reitstall. Der “Reitlehrer” hat vielleicht keine offizielle Qualifikation, kennt seine Tiere aber sehr gut und hat eine ganz besondere Bindung zu ihnen. Sie vertrauen ihm.