Bewegungstiere
Ein Pferd ist optimal daran angepasst, den ganzen Tag im Schritt auf der Suche nach den besten Gräsern zu wandern. Nur manchmal liegt ein Wildpferd in der Sonne oder steht - mit dem Hintern in den
kalten Wind - zwischen den Kameraden. Sein ganzer Körperbau ist auf Bewegung und optimale Energieausnutzung ausgelegt. Im Schritt verbraucht ein Pferd wenig Energie. Längere Distanzen zu
Wasserlöchern oder neuen Weideflächen legen Pferdeherden manchmal in gemütlichem Trab oder Jog zurück. Erwachsene Pferde galoppieren eher selten. Der Galopp ist in erster Linie Fluchtgangart.
Bei Gefahr bringt sich die Herde im Galopp in Sicherheit. Bei Rangkämpfen spielen Verfolgungsjagden eine wichtige Rolle. Der Überlegene treibt, der Unterlegene lässt sich treiben.
Unter dem Reiter löst unkontrolliertes “Laufen lassen” bei manchen Pferden Angst aus, weil schneller Galopp über längere Strecken in der Natur nur bei einer Flucht vorkommt. Gerade im Gelände
solltest du aufpassen, dass dein Pony nicht einfach - weder aus Spaß noch aus Ungehorsam - losrennt. Es ist viel schwerer, im Schritt einen ruhigen Ausritt zu machen als die Pferde an bestimmte
Galoppstrecken zu gewöhnen, auf denen sie dann nicht mehr zu halten sind.
Pferde sind wehrlos, wenn sie eingesperrt sind. Sie merken, dass sie bei Gefahr nicht fliehen könnten und haben Angst.
Viele Pferde sind es gewöhnt, angebunden oder in einen Stall gesperrt zu werden. In Panik wollen Pferde sich befreien. Dabei ziehen sie sich oft böse Verletzungen zu. Manchmal geraten auch Menschen
in Gefahr. Man kann seinem Pony beibringen, frei zu stehen. Es kann sich dann umgucken und wird sich so sicher fühlen. Ponys sind neugierig. Wenn man ein Pony nicht anbindest, darf nichts
Gefährliches herumliegen. Falls das Pony sich doch einmal erschreckt, wird es vielleicht ein Stückchen zur Seite springen oder auch nur den Kopf drehen und nachsehen, was da war.
Pferde wandern gerne hin und her, suchen mal Schatten, mal Sonne, mal Wind, mal eine stille Ecke, dann wieder einen Ruheplatz oder die Tränke auf. In der Natur verteilt sich diese Aktivität über den
ganzen Tag. Eingesperrte Pferde leiden unter Bewegungsmangel. Ihr Körper ist nicht darauf eingestellt, lange bewegungslos an einem Ort zu stehen. Sie bekommen Krankheiten an den Beinen. Die Verdauung
wird gestört, die Hufe falsch belastet. Viele eingesperrte Pferde reagieren ihren Bewegungstrieb durch Hin- und Herschaukeln, Kopfschlagen oder Luftschlucken ab.
Den Bewegungstrieb kann man nicht unterdrücken. Nach langer Stallzeit - lang sind für ein Pferd schon ein paar Stunden - verletzen Pferde sich leicht, wenn sie mit kalten Muskeln und unkontrolliert
toben oder buckeln. Auch für den Reiter ist das gefährlich.
Damit das Pony zufrieden, ausgeglichen und gesund bleibt, brauchte es möglichst viele Stunden täglich freie Bewegung. Es sollte nicht längere Zeit eingesperrt an einem Ort bleiben. Ein Leben in der
Herde beugt solchen Problemen vor. Auch wenn der Mensch einmal wenig Zeit hast, fehlt dem Pony dann nichts. Es muss beim Reiten auch nicht überschüssige Energie loswerden. Damit sind viele Gefahren
des Reitsports gebannt.
Junge Tiere spielen ausgiebig miteinander. Meist sind das Nachlaufspiele oder kleine Raufereien. Jungpferde sollte man in passenden Herden aufziehen, damit sie ihren Bewegungsdrang mit Altersgenossen
abreagieren. Sie entwickeln sich dann besser, lernen die Regeln einer Rangordnung kennen und sind später leichter auszubilden.
Das Springen gehört nicht zum typischen Verhalten eines Pferdes. In der Steppe gibt es nicht einmal Baumstämme, über die Pferde springen müssten. Sie sind jedoch durchaus fähig, einen kleinen Bach zu
überqueren oder sich durch einen Sprung von unsicherem Boden zu retten.
Ihr Körperbau ist jedoch nicht dazu gemacht, hohe Hindernisse zu überwinden. Gelenke und Knochen halten diese Belastung nur bedingt aus. Viele Springpferde haben schon jung Probleme mit ihrem
Bewegungsapparat. Sie leiden unter schmerzhaften Knochen-, Knorpel-, Sehnen- oder Gelenkschäden.
Pferde grasen friedlich auf ihren Wiesen oder warten ungeduldig im Paddock auf ihr Futter. Kaum einmal passiert es, dass ein Pferd freiwillig über den Zaun springt, um auf die andere Seite und damit
schneller an sein Futter zu kommen. Eher versuchen sie, durch den Zaun zu kriechen oder mit dem Hals weit auf die andere Seite zu gelangen, um dort zu fressen. Hengste springen manchmal über Zäune,
wenn sie zu einer Stute wollen. Für sie muss man tatsächlich vorsichtshalber einen höheren Zaun bauen.
Manche Pferde stellen sich im Spiel gerne auf die Hinterbeine. Da ist Übung für spätere Rivalenkämpfe. Dem Menschen gegenüber ist es meist ein Teil des Abwehrverhaltens. Durch Steigen und
Buckeln versucht ein Pferd, den Feind loszuwerden.
Wenn man seinem Pferd beibringt zu steigen, kann es das als Aufforderung zum Kampf verstehen. Zu unpassender Zeit kann Steigen eine große Gefahr darstellen, ohne dass das Pferd es beabsichtigt.
Niemals sollte man einem Pferd erlauben oder beibringen zu buckeln. Solch ein Tier ist später nicht mehr gefahrlos zu reiten.
Solche Zirkuskunststücke sollten nur Profis mit einem Pferd machen. Dieses Pferd darf dann aus Sicherheitsgründen eigentlich niemals verkauft werden.
Wie fast jedes Säugetier haben auch Pferde eine bessere und eine schlechtere Seite. Sie können sozusagen Rechts- oder Linkshänder sein. Viele Pferde bevorzugen deutlich eine Seite, können auf einer
Seite, in einer Richtung alles besser. Möglicherweise hängt das auch mit der natürlichen Schiefe zusammen. Jedes Pferd hat eine Seite, auf der es sich besser biegt und beweglicher ist.
Pferdeausbilder interpretieren das unterschiedlich: einige meinen, die besser biegsame Seite sei die händige, weil sie trainierter ist. Andere behaupten, die steifere Seite sei die händige, weil die
Muskeln hier stärker sind und mehr Widerstand leisten.
Damit ein Pferd gesund bleibt, solltest man es auf beiden Seiten ausbilden. Man kann von links oder von rechts aufsteigen, Volten und Zirkel reiten wir immer wieder auf beiden Seiten. Solange ein
Pony sich selbst ausreichend Bewegung verschaffen kann und wir es beim Reiten nicht sehr stark belasten, ist die Händigkeit kein großes Problem. Wenn der Reiter selbst sehr schief ist (zum Beispiel
durch einen starken Beckenschiefstand oder eine andere Behinderung), kann das negative Wirkungen auf das Pferd haben. Dann ist es besonders wichtig darauf zu achten, dass das Pferd nicht nur
einseitig arbeitet.