Huftiere
An lange Wanderungen auf hartem Steppenboden sind die Hufe der Pferde optimal angepasst. Während der Evolution der Pferde wurde ein einziger Zehennagel bevorzugt ausgebildet. Pferde laufen anatomisch
gesehen auf dem Nagel der mittleren Zehe. Dieser Nagel ist zu einer tragenden Hornkapsel geworden. Das ist genauso bei Esel, Halbesel und Zebra. Alle restlichen Zehen des Urpferdchens sind
zurückgebildet. Reste der zweiten und vierten Zehe sind die Griffelbeine an der Rückseite des Röhrbeins.
Die Hufe halten steinige Wege, heißen und auch gefrorenen Boden aus. Das Horn läuft sich in der Natur so schnell ab wie es nachwächst. Der Huf ist ein sehr kompliziertes Organ, das seine Funktion
auch durch Bewegung erhält. Dann ist das Gewebe ausreichend durchblutet und flexibel, um den schweren Pferdekörper zu tragen.
Bei Stallpferden können sich die Hufe meist weniger abnutzen. Daher müssen sie geschnitten werden. Wenn ein Pferd viel auf hartem Boden läuft, passt sich das Hufwachstum an. Die Hufe wachsen dann
härter nach. Die Hufstellung muss ab und zu korrigiert werden. Weidepferde haben eher weiches Hufhorn und wenig Hufwachstum. Wenn sie auf hartem Boden geritten werden, müssen die Hufe geschützt
werden. Sonst werden sie zu stark abgenutzt.
An stehendes Wasser sind Pferdehufe nicht angepasst. Pferde halten sich selten im Wasser auf. Dort finden sie wenig Futter und sinken im weichen Boden ein. Daher gehen sie viele Pferde nicht gerne in
sumpfiges Gelände.
Können Beine und Hufe der Pferde nicht regelmäßig trocknen, entwickeln sich Faulstellen im Huf und Entzündungen an den Beinen. Durch Ammoniak aus Urin und Kot entstehen Hufkrankheiten. Hufkrankheiten
sind besonders schmerzhaft, weil sich im Huf Schwellungen nicht ungehindert ausdehnen können.
Foto: Barhuf, Huf mit Eisen, vernachlässigter/kranker Huf
Seit mehr als 2000 Jahren werden Pferdehufe mit Hufeisen beschlagen. Die Kelten verwendeten diese Eisen vermutlich, um zu verhindern, dass das Pferd im Schnee ausrutschte. Später wurde es auch als
Schutz für den Huf selbst verwendet, als die Pferde auf den harten Böden befestigter Straßen laufen mussten. Die Art des Beschlags hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. Der Schmied nagelt
das Eisen von unten auf den Huf. Die Nägel stecken dabei in der harten Tragwand.
Heute kennt man aber auch die Nachteile des Hufbeschlags. Der Huf kann sich beim Auftreten nicht mehr flexibel bewegen. Die Gewebe werden falsch belastet. Weil der Huf sich nicht mehr abläuft, wächst
er falsch weiter. Das Eisen muss immer wieder abgenommen, der Huf gekürzt und dann wieder neu beschlagen werden. Von einem Moment auf den anderen werden dann Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen
anders belastet. Auch dieser abrupte Wechsel schadet dem Pferd. Die Stoßdämpfungsfunktion des Hufes ist ausgeschaltet. Jeder Schritt auf hartem Boden überträgt sich ungedämpft auf die Beinknochen.
Jedes Nagelloch ermöglicht schädlichen Bakterien, in den Huf einzudringen. Dadurch können schmerzhafte Entzündungen im Huf entstehen.
Neue Materialien und Konstruktionen bieten heute Möglichkeiten, die Schäden durch einen Beschlag abzumildern.
Pferde mit kranken Hufen oder solche, die im Moor arbeiten mussten und darin versinken konnten, trugen früher Hufschuhe aus Holz. Sie wurden nur bei Bedarf angeschnallt, nicht genagelt.
Heute gibt es moderne Hufschuhe mit stoßdämpfender und schützender Sohle, die ein Pferd nur bei der Arbeit auf hartem Untergrund trägt. Ansonsten läuft es barfuß. Für Freizeitpferde ist das eine gute
Lösung. Man muss den Huf nicht durch Nägel verletzten und das Pferd kann seine „Freizeit” ganz ohne „Schuhe” genießen.