Gefährdet
Viele Pferde müssen Umstände erleiden, die ihre Gesundheit gefährden. Das Tierschutzgesetz schützt sie theoretisch, in der Praxis aber leider nur unvollständig. Täglich erleiden Pferde unnötig
Schmerzen oder Verletzungen. Manche Pferde sterben sogar durch falsche Behandlung oder unbedachte Haltung.
Das Pferd leidet unter Einsamkeit, Schmerzen oder Krankheiten.
Seit dem Zweiten Weltkrieg verschwanden und verschwinden aber auch ganze Pferderassen, deren Erbgut für immer verloren geht. Pferde wurden im Alltag nicht mehr gebraucht und heute weiß kaum jemand
mehr, ihre Möglichkeiten zu nutzen.
Falsche Haltung schadet Pferden
Wenn ein Tier über längere Zeit schlecht untergebracht ist, schlechtes Futter erhält oder unzureichend vor Wind und Wetter geschützt ist, wird es körperlich krank. Besonders gefährdet sind das
Verdauungssystem durch schlechtes Heu oder Giftpflanzen, die Lungen durch Schimmelpilze oder schlechte Stallluft, die Hufe durch schmutzige Ställe.
Immer noch leben viele Pferde hinter gefährlichem Stacheldraht, in dunklen Ställen, in ihrem eigenen Mist, ohne Frischluft, Bewegung und Kontakt zu anderen Pferden.
Die Seele des Pferdes leidet, wenn es keinen Kontakt zu anderen Pferden hat.
Täglich verletzten sich Pferde durch ungünstig angelegte Ställe, schlecht eingezäunte Wiesen, nicht ausbruchssichere Ausläufe, liegengelassenen oder weggeworfenen Müll.
Oft genug werfen unwissende Fremde “Futter” über einen Koppelzaun, sodass sich die Pferde darum prügeln und sich gegenseitig verletzten.
Kinder oder Spaziergänger füttern fremde Pferde mit ungeeignetem Futter. Sie wissen nicht, dass frisches Heu, Gemüseabfälle, Brot oder abgepflückte Zweige schlimmste Koliken oder Vergiftungen
verursachen, Pferde sogar umbringen können.
Selbst Pferdehalter wissen oft nicht um die Gefährlichkeit der Pflanzen, die auf oder neben den Weiden wachsen.
Falscher Umgang und falsche Behandlung schadet Pferden
Beim Umgang mit dem Pferd kann man viele Fehler machen. Jedes Pferd reagiert anders. Ein Pferd ist nur dann zufrieden und gesund, wenn man es so behandelt, wie es seiner individuellen Natur
entspricht.
Manche Pferde kann man anbinden, andere bekommen dann Angst und verletzten sich selbst. Manche Pferde lernen von sich aus das Springen, andere müsste man mit Gewalt zwingen. Was ein Pferd nicht
freiwillig tut, darf man niemals mit Gewalt herbeiführen. Es wird sonst das Vertrauen in den Menschen verlieren. Es kann sich schlimm verletzen, wenn es überfordert ist.
Zwangsmittel sind weder beim Reiten noch beim Kutschefahren erlaubt, denn sie fügen dem Pferd ohne wichtigen Grund Schmerzen oder Leiden zu. Trensen, Sporen, Peitschen oder schlecht sitzende Sättel
verursachen unnötige Schmerzen oder Leiden.
Natürlich darf man ein Pferd nicht schlagen, treten oder ihm anders Schmerzen zufügen. Leider geschieht das trotzdem sehr häufig. Sogar auf internationalen Turnieren kann man beobachten, dass Pferde
durch ihre Reiter leiden. Aber Pferde leiden still.
Manchmal hat ein Pferd Schmerzen, wenn der Tierarzt es behandelt. Das ist nicht immer zu vermeiden. Es ist aber nicht erlaubt, ihm Schmerzen zuzufügen, damit es still steht oder vor Angst ruhig hält.
Früher behandelten Tierärzte und Schmiede auch mit Gewalt. Sie nahmen keinen Kontakt mit dem Tier auf, sodass es große Angst bekam. Auch Angst ist ein vermeidbares Leiden.
Heute kann man Pferde in eine leichte Narkose versetzen, wenn sie sich nicht behandeln lassen wollen. Das ist für Pferd, Tierarzt, Schmied und Besitzer sicherer.
Zuchtprobleme gefährden die Rassen
Seitdem Pferde nicht mehr in der Landwirtschaft und zum Transport genutzt werden, züchtet man hauptsächlich Sportpferde. Im Vordergrund steht in vielen Zuchten die Leistung der Fohlen. Sie sollen
gute Reitpferde oder schnelle Sportpferde, womöglich Gewinner werden. Manchmal bleiben dabei andere wichtige Eigenschaften unbeachtet. Es gibt Pferde, die zwar siegen, aber im Umgang sehr schwierig
sind. Andere sind zwar gute Dressurpferde, haben aber keine Nerven für einen Ausritt durch den Wald. Manche haben körperliche Nachteile, die sie für eine bestimmte Nutzung ungeeignet machen.
Wenn auf eine besondere Farbe hin gezüchtet wird, vererben sich damit manchmal Krankheiten. Der Züchter entscheidet, was ihm wichtiger ist. Zuchtrichtlinien helfen ihm dabei.
Einige Rassen sind zweitweise groß in Mode. Die Nachfrage ist groß. Die Elterntiere werden nicht sorgfältig genug ausgewählt, die Fohlen sind oft nicht gesund oder unter schlechten Bedingungen
aufgewachsen. Manchmal weiß man gar nicht, ob die Tiere überhaupt von einem seriösen Züchter stammen. Einige „Züchter“ lassen irgendeine Stute decken, um das Fohlen zu verkaufen. Unter dieser
planlosen “Zucht” leiden viele Tiere ein Leben lang.
Die Nutzung ändert sich
Alte Hauspferderassen wie Exmoorpony, Highland Pony und viele Kaltblutrassen sind gefährdet. Sie haben besondere Eigenschaften und sind für ganz bestimmte Aufgaben gut geeignet. Solche seltenen
Rassen sind genetisch unersetzlich. Ihr Erbgut würde mit ihrem Aussterben für immer verloren gehen. Als gefährdet gelten Rassen, von denen es nur noch weniger als 5000 Tiere gibt. Das gilt in
Deutschland z.B. für den Senner oder das Dülmener Pony, aber auch für die meisten Kaltblutrassen. In England wird eine Gefährdung für Pferde und Ponies erst bei einer Tierzahl von unter 3000
angenommen. Das gilt zur Zeit z.B. für Highland Pony, Shire Horse, Clydesdale, Exmoor Pony und Eriskay Pony.
Von den 14 in Deutschland heimischen Pferderassen sind zwölf gefährdet. Einige fremde Rassen werden in sehr kleinen Beständen gezüchtet, um zu deren Erhaltung außerhalb des Ursprungsgebietes
beizutragen. Das ist wichtig, falls einmal eine Seuche ausbricht. Wenn eine Rasse nur in einem Gebiet gehalten wird, stirbt sie in einem solchen Fall aus.
Einige wenige Züchter versuchen, die akut gefährdeten Rassen weiter zu züchten und sie für neue Aufgaben einzusetzen. So werden Tragpferde zu Trekkingpferden oder schwere Arbeitspferde zu
Freizeitpartnern. Wahrscheinlich wird sich der Typ der Rasse mit der veränderten Anforderung im Laufe der Zeit verändern. Das war schon immer so und führte zur Entstehung neuer Rassen.
Der Trend zu immer leistungsfähigeren Rassen in allen Bereichen der Tierzucht bringt zwei Hauptgefahren mit sich:
Bei einer Katastrophe oder Krankheit reagieren alle Tiere gleich. Das kann dazu führen, dass alle Tiere gleichzeitig z.B. an einer Seuche erkranken. Es gibt keine Tiere mehr, die eine Infektion
überstehen.
Krankheiten breiten sich über globale Verkehrswege heute sehr schnell aus. Das gefährdet die alten Rassen zusätzlich.
Die Anforderungen an die Tiere könnten sich in Zukunft ändern. Das kann sich auf eine neue Nutzung oder z.B. auf die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten beziehen. Wenn es nur noch wenige Rassen
gibt, kann sich die Art genetisch nicht mehr ausreichend anpassen.
Wissen und Können gehen verloren
Früher waren viele Menschen im Umgang mit Pferden vertraut. Viele Berufe hatten direkt mit Pferden zu tun und verdienten mit ihnen ihren Lebensunterhalt: Kutscher, Postreiter, Pferde-Omnibus-Fahrer,
Landwirte, Hufschmiede, Tierärzte, Hirten, Waldarbeiter...
Diese Menschen waren oft schon als Kind an den Umgang mit einem Pferd gewöhnt. Sie übernahmen das Wissen und Können vom Vater und Großvater. Über Jahrhunderte änderte sich dadurch wenig.
Reisende, Ärzte, Soldaten, Zirkusleute und viele andere nutzten das Pferd als Fortbewegungsmittel.
Pferde waren Teil des Straßenbildes und allgegenwärtig. In jedem Lebensbereich waren die Menschen direkt oder indirekt auf ihre Leistungen angewiesen.
Heute hat sich das Bild verändert. Nur noch wenige Menschen wachsen mit Pferden auf. Kaum ein Züchter, Pferdehalter oder Sportler kennt sich noch mit den alten Techniken aus: Pferdegeschirre
herstellen oder reparieren, Sättel aufpolstern, Hufe schneiden, Heu herstellen, Pferdemist nutzen, Wiesen pflegen, Giftpflanzen oder Krankheiten erkennen uvm.
Pferdebesitzer müssen heute mühsam lernen, wie man einen guten Tierarzt oder Hufpfleger findet, welcher Sattler sein Handwerk versteht, wer pferdegerechtes Futter verkauft, wie man im Alltag mit
einem Pferd umgeht.