Vorstellungswelt


Nicht nur die mit dem menschlichen Gehirn vergleichbaren Hirnstrukturen legen den Schluss nahe, dass Pferde ähnliche Vorstellungsfähigkeiten haben wie wir auch. Kann man ein futterbezogenes Verhalten oftmals noch als Folge einer Konditionierung erklären (Pferd hört das Auto, die Tür zur Futterkammer oder sieht den Hund und erscheint daraufhin am Futterplatz). Einige Verhaltensweisen können jedoch m. E. so einfach nicht erklärt werden.
Beispiel: Ein Pferd der Herde muss noch behandelt werden und geht nicht gleich mit auf die Wiese. Es gibt zwei Wiesen. Das nachkommende Pferd sondiert die Lage, stellt fest, dass die Herde nicht da ist wo gestern geweidet wurde, stutzt kurz und geht dann zielstrebig aber ganz ruhig in Richtung der zweiten Weide. Es konnte die Pferde nicht sehen oder hören, vielleicht aber riechen, muss also eine Vorstellung gehabt haben, wo sie sich befinden.
Auch Tiere mit schlechter Sehkraft bewegen sich fast „blind“, aber sehr sicher durch bekannte Lebensräume. Sie müssen also eine Vorstellung davon haben, wo sie sich befinden und wohin sie z.B. gefahrlos ausweichen können. Ertasten ist in vielen Situationen ja vorher nicht möglich.
Ihre Vorstellung von der Umgebung scheinen Pferde sogar strategisch nutzen zu können.
So kann man beobachten, wie sich rangniedrige Pferde zunächst „aus der Schusslinie“ begeben und abwarten, bis die Ranghöheren abgelenkt sind, dann aus ihrer Deckung hervorkommen und gezielt und unangefochten den eigenen Futterplatz aufsuchen.