endogene Steuerung
Gehen wir davon aus, dass das Pferdegehirn dem des Menschen ähnlich ist, dann können wir auch voraussetzen, dass Lernverhalten und Motivation ähnlich funktionieren.
Lernen ist dann auch bei Pferden wesentlich von Emotionen und Gefühlen beeinflusst.
Lernen unterliegt einem Belohnungssystem im Gehirn. Durch Lernerfolge und neue Erkenntnisse wird die Ausschüttung von Hormonen induziert, die als körpereigene opiumähnliche Stoffe eine gute Stimmung
hervorrufen.
Erfolge beeinflussen also die Stimmung, eine gute Stimmung wiederum ist Voraussetzung für Lernen.
Belohne ich mein Pferd für eine einfache, von ihm sicher beherrschte Lektion (sei es durch Futter, Stimmsignal oder die Übertragung meiner eigenen guten Stimmung aufgrund des eben erreichten
Erfolges), dann schaffe ich die Grundlage zur Auseinandersetzung mit weiteren Aufgaben.
Bei Hunden wirkt das Belohnungssystem im Gehirn in unerwünschter Weise, wenn das Tier jagt. Das Jagdverhalten an sich löst - so die Theorie - gewisse Glücksgefühle aus, die den Hund sich in die Jagd
hineinsteigern und diese zum Selbstzweck werden lassen. Ein „echter“ Jagderfolg - also eine erlegte Beute - ist nicht notwendig, um einem Hund das Jagen beizubringen.
Andererseits kann ein Hund z.B. lernen zu beißen oder zu bellen, ohne dass dabei entsprechende Gefühle ausgelöst werden. Das sieht man bei Schutzhunden oder auch Assistenzhunden. Der Hund erledigt
quasi eine Arbeit.
Pferde haben den Berichten verschiedener Ausbilder und Forscher zufolge eine stärkere Verbindung zwischen Handlung und Gefühl zu haben und beides weniger zu trennen. Endgültig konnte der Zusammenhang
bisher nicht geklärt werden.
Der Galopp ist in der Natur die Fluchtgangart und kommt auch im Spiel mit Artgenossen oder beim Kampfverhalten vor. Bei einigen Pferden kann durch den Galopp Angst oder gar Panik ausgelöst werden.
Das provozierte Steigen z.B. im Rahmen von Zirkuslektionen ist umstritten und gilt als kaum zu kontrollieren, verbinden doch viele Pferde das Steigen mit Kampf.
Im Umgang mit Pferden kommt es wesentlich darauf an, aus welchem Funktionskreis man man gelernte Verhaltensweisen ableitet. Für Pferde kann Galopp durchaus Element des Spiels sein - also auch
Ausdruck der Lebensfreude im Spiel mit dem Reiter.
Beißen oder Zupacken mit den Zähnen lernen Pferde weitgehend ohne Gefahr, wenn es aus dem Neugierverhalten abgeleitet wird. Pferde untersuchen Gegenstände durch beriechen, betasten mit den Lippen und
auch mit den Zähnen. Auf der Suche nach Futter packen Pferde auch gerne zu. Daraus eine Übung abzuleiten kann leicht dazu führen, dass Pferde später alles und jeden auf Futter untersuchen - mit den
Zähnen. Im Rahmen ihres natürlichen Verhaltens ist auch der Kampf um Futter grundgelegt. Ein sich ranghoch fühlendes Pferd wird seine Beute notfalls erkämpfen. Belohnt wird daher nur z.B. das
spielerische Hochheben einer Schüssel, nie aber das aktive Suchen nach Futter in einer Jackentasche.
Pferde haben eine feines Gespür dafür, ob sie etwas gut gemacht haben.
Sie verlangen dann vordergründig nach einer Belohnung (oft abwertend als Betteln bezeichnet), aktivieren damit aber gleichzeitig eine neue Leistungs- und Kooperationsbereitschaft.