Spiel
Spiel bedeutet Vorwegnehmen und Einüben von Verhaltensweisen.
Im Spiel werden Bewegungen eingeübt, Rollen getauscht, andere nachgeahmt, es wird der eigene Körper erprobt, am Modell oder Vorbild gelernt, Neues erkundet und der Ernstfall geprobt. Im Spiel lernen
Tier und Mensch; sie erweitern ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, vergrößern ihr Reaktionsrepertoire und bauen Ängste ab. Junge Individuen bauen durch Spiel auch überschüssige Energien ab.
Spielverhalten tritt jedoch nur auf, wenn dem spielenden Individuum keine lebenswichtigen Faktoren fehlen, er Energie „verschwenden“ kann und die Situation sicher und geschützt ist.
Pferde werden nur dann spielend lernen, wenn sie sich gesund und sicher fühlen, ihre physischen und psychischen Bedürfnisse grundsätzlich erfüllt sind.
In einer neuen Herde spielen Pferde erst, wenn sie ihre Kameraden ausreichend kennen, wenn sie sich in der neuen Umgebung zurecht gefunden haben, wenn ihnen nichts Angst macht.
In Stresssituationen stellt das Pferdegehirn sehr schnell auf Flucht um. Selbst eigentlich bekannte Dinge können einem Pferd im Stress während einer Übung plötzlich Angst machen. Es ist nicht
mehr in der Lage, seine Umwelt „vernünftig” zu betrachten.
Mitten in einer Übung mit dem Pferd knallt oder scheppert etwas. Das Pferd erschreckt sich, der Reiter erschreckt sich ebenso und zieht im Reflex oder aus Angst an den Zügeln. Damit verstärkt
er bei seinem Pferd das Gefühl, dass da wohl etwas Schreckliches geschehen ist und Gefahr besteht.
Im Folgenden lernt das Pferd nicht nur seine neue Lektion nicht, es scheut plötzlich vor Gegenständen, die schon immer da waren, vor Geräuschen, die es lange kennt, vor Personen oder Bewegungen, die
ihm eigentlich vertraut sind.
Das Pferd beruhigt sich schneller, wenn von ihm Aufmerksamkeit und eine sehr leichte Aufgabe verlangt wird. Erst nachdem der Stress vorbei ist, kann man weiter an der neuen Übung arbeiten.