Verarbeitung
Welche Rolle bei Mensch und Tier die unbewusste Verarbeitung von Erlebnissen oder Lernstoff spielt, kann bisher kaum abgeschätzt werde. Sicher scheint zu sein, dass z.B. Träume und Gedankenspiele
eine wichtige Rolle beim Sortieren/Aussortieren oder bei Verankerung und Einüben von Lerninhalten spielen.
Auch bei Pferden kann man beobachten, dass sie manchmal „drüber schlafen müssen“, nach einer Pause eine Anforderung spielend schaffen, die ihnen vorher große Mühe machte, dass sie über eine Pause
hinweg plötzlich begriffen zu haben scheinen. Auch lässt sich beobachten, dass nach besonderen Stresssituationen ein großes Ruhe-/Schlafbedürfnis besteht - auch wenn keine körperliche Anstrengung
vorlag.
Die Theorie, beim Anreiten möglichst täglich zu arbeiten und täglich Gelerntes im Sinne eines Einschleifens wiederholen zu müssen, um Erfolge zu sehen, konnte ich bei meinem Ponys nicht
bestätigt sehen. Sowohl beim Einreiten wie auch in späteren Lern- oder Ausbildungsphasen wirkten (z.T. unfreiwillige) Pausen von mehreren Tagen eher konstruktiv und fördernd. Nach der Pause waren
alte Lerninhalte verarbeitet und konnten fast mühelos abgerufen werden. Das Pferd hatte wieder „Platz“ für neue Erfahrungen. Heute baue ich in bestimmten Situationen absichtlich Pausen ein, damit da
Pony das Erlebte verarbeiten kann. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt um zu erkennen, wie viele Wiederholung notwendig sind, um Neues nicht verloren gehen zu lassen, und wie viele Ruhepausen
notwendig sind, um dem Tier Zeit zum „Nachdenken“ zu geben.
Lerninhalte müssen vertieft werden
Viele Wiederholungen ermöglichen einem Pferd wie einem Menschen, eine Lektion zu verstehen oder aus verschiedenen Elementen neue Handlungsabläufe zusammen zu setzen.
Einmal Verstandenes muss automatisiert und trainiert werden.
Bewegungsabläufe müssen sich einschleifen, müssen Spuren im Hirn hinterlassen, bevor sie jederzeit abrufbar sind.
Muskeln müssen koordiniert und trainiert werden, bis eine Bewegung flüssig und ohne große Anstrengung möglich ist.