Konzentration
Tiere wie Menschen benötigen eine gewisse Konzentration auf die Lektion. Sie müssen unwichtige Elemente ausblenden, Reize selektieren, Aufmerksamkeit lenken lernen.
Würde ein Tier oder ein Mensch ständig alle Informationen aus seiner Umgebung wahrnehmen und zu verarbeiten versuchen, so wären Lernfortschritte kaum denkbar.
Ein Pferd wird zum ersten Mal gesattelt und geritten. Es hat gelernt, Druck zu weichen.
Als der Reiter aufsitzt, macht es genau das, was es gelernt hat. Es weicht dem Druck (des Reiters im Sattel) und tritt nach hinten, zur Seite oder weicht sogar nach unten aus. Vielleicht zieht es
einen für unser Verständnis vollkommen falschen Schluss und legt sich sogar hin. Andere Pferde reagieren ihrem Instinkt gemäß und wehren sich gegen den plötzlichen Reiz von oben, indem sie buckeln
und steigen, um das Gewicht (den vermeintlichen Fressfeind) loszuwerden.
Das Pferd hat aus einer neuen Situation genau den Schluss gezogen, der ihm logisch erschien vor dem Hintergrund dessen, was es gelernt hat.
Jedes Tier muss daher Schritt für Schritt lernen, sich auf die gerade wesentlichen Reize zu konzentrieren und andere zu tolerieren, später auszublenden.
Der Druckreiz ist in der oben geschilderten Situation nicht entscheidend, kann und muss also ignoriert werden. Die Aufmerksamkeit muss auf andere Signale gerichtet werden. Leichter fällt es den
Tieren, wenn man „unwichtige” Reize sehr langsam aufbaut. Danach erst müssen neue Reize eingeordnet und begriffen werden - das Pferd wird den Reiterhilfen folgen, wenn es gelernt hat, sich auf
sie zu konzentrieren.
Bei der Gewöhnung an Reitergewicht geht man in kleinen Schritten vor. Zunächst lernt das Tier, Berührungen am Rücken zu ignorieren. Dann lernt es, eine Decke oder einen leichten Sattel zu tragen, es
lernt still stehen zu bleiben, wenn sich ein Mensch über seinen Rücken lehnt, es von allen Seiten berührt und drückt. Dann lernt es das Gleiche bei Bewegung zu tun. Erst ganz am Ende sitzt ein
passiver Reiter im Sattel. Das Pferd konzentriert sich dann nur auf die Signale der Führperson. Erst später lernt es, entsprechenden Signale des Reiters von oben zu interpretieren.
Junge Pferde sind bei der Arbeit oft abgelenkt durch spannende oder erschreckende Ereignisse rund um Platz oder Halle. Sie müssen erst lernen, Ablenkungen auszublenden.