freiwilliges Lernen


Lernen Pferde freiwillig?        (Behavioristisches oder kognitivistisches Lernen)


Unterliegen Pferde einem einfachen Reiz-Reaktions-Lernen?
Können sich Pferde dem Lernen entziehen?


Wäre jedes Lernen der Pferde reine Dressur nach behavioristischem Modell, so wäre kaum denkbar, dass Pferde das Gelernte selbst und kreativ einsetzen, in neuen Zusammenhang stellen oder gezielt einsetzen, ohne vorher dem erlernten Reiz ausgesetzt gewesen zu sein.
Rein behavioristisches Lernen durch instrumentelles oder operantes Konditionieren  kommt sicherlich sehr häufig vor. Auf diese Weise lernen Pferde, wo ihre Futterplätze sind, einen bestimmten Ruf mit Futter zu verbinden, auf ein Wort hin eine Belohnung zu erwarten.
Aber reicht dieses Modell aus, um z.B. zu erklären, dass die Tiere ihren Namen kennen? Wie versteht Arran, dass er „Arran“ ist und genau er zum Reiten gerufen wird? Reiten ist schließlich nicht gleich Belohnung.

Kognitivistisches Lernen findet in verschiedenen Formen statt:
Lernen am Modell (zusehen und nachahmen: „Der Hund wird nicht gefressen, dann kann ich auch da durch.“),
Handlungslernen (Austesten von Möglichkeiten: was kann man alles mit einer leeren Tüte/einem Ball anstellen) und
Problemlösen (wie komme ich am besten dahin, wo es Futter gibt)
tritt bei Pferde sicherlich häufig auf.

Wie weit auch die „höher entwickelten“ Formen des kognitivistischen Lernens Bedeutung haben, müsste noch näher untersucht werden.
Sinnvoll-rezeptives Lernen
    (Wissen aktivieren und in neuen Zusammenhang stellen: Mülltonnen sind nicht gefährlich - also ist auch eine Jauchetonne nicht gefährlich) oder
sinnvoll-entdeckendes Lernen
    (Probleme analysieren und Hypothesen überprüfen: Wenn ich zum Futter drängele, werde ich vom Chef verhauen; also warte ich, dann bekomme ich meine Portion serviert, ohne verhauen zu werden; um diese Lösung selbst zu erfinden, muss ein Pferd schon recht logische Schlüsse ziehen können; hier sind nicht die reinen Triebe am Werk)
können für Pferde angenommen werden.

Selbst für den konstruktivistischen Lernansatz mit anwendungsorientiertem, subjektorientiertem und kooperativem Lernen lassen sich beim Pferd Hinweise finden.

Pferde kombinieren mit Erfindungsreichtum und Fantasie Gelerntes zu neuen Lektionen.  Sie lassen sich Neues einfallen, um Aufmerksamkeit zu erhalten, eine Belohnung zu erhaschen. Darin unterscheiden sich einige nicht wesentlich von einem Hund.

Lernen an sich muss also Spaß machen, auch Ausprobieren und kombinieren. Nur für die extrinsische Motivation „Belohnung“ wird sich kein Pferd hinlegen. Dafür ist das Leckerli zu klein und er sich zu sicher, dass er nicht verhungern wird.
Mir scheint hier das körpereigene Belohnungssystem im Spiel zu sein. Das Pony hat offenbar Spaß und ist beeindruckt von seiner eigenen Leistung. Es probiert sie auch immer wieder aus. Und es denkt sich neue Tricks aus.
Bekannte Kunststücke alleine dagegen machen es nicht glücklich. Es würde sich nicht ohne Zuschauer hinsetzen oder einen Eimer durch den Stall tragen. Hier spielen offenbar die sozialen Beziehungen eine tragende Rolle, scheinen ein „Wohlfühlfaktor“ zu sein.