Tradition und Artenschutz


Traditionell war die Pferdehaltung in Deutschland hauptsächlich von wirtschaftlichen Erwägungen geprägt.  Arbeitspferde mussten so untergebracht und ernährt werden, dass sie bei geringen Kosten ihre Aufgaben erfüllen konnten.
In ländlichen Regionen wurden Pferde meist bei den anderen Nutztieren in mehr oder weniger dunklen Ställen untergebracht. Im Sommer durften sie über Nacht mit dem Vieh auf die Weide. Im Winter standen sie vor Wind und Wetter geschützt im Stall. Im Winter mussten sich die Pferde mit Heu oder Stroh als Futter begnügen. Getreide gab es nach Bedarf und Leistung. Beliebt war im Winterhalbjahr Häckselfutter aus Heu und Stroh. In Notzeiten wurden auch Laub und Zweige, Rüben oder Kartoffeln gefüttert.
Meist bot der Stall nur wenig Platz. Die Pferde litten durch Arbeit und Haltungsbedingungen häufig unter Gelenkkrankheiten und legten sich niemals hin. Sie hatten Angst, nicht mehr aufstehen zu können.
Die Haltung mit dem übrigen Vieh hatte große Vorteile: Die Bauernwiesen waren viel artenreicher in ihrer Zusammensetzung als heutige Pferdeweiden, auch Pferde vertrugen die Gräser gut.

In städtischen Regionen lebten Pferde in Hinterhöfen und Kellern, mussten den ganzen Tag Wagen und Kutschen ziehen oder ihren Reiter tragen. Die Arbeit auf dem harten Pflaster der Straßen ließ ihre Gelenke besonders schnell verschleißen. Nachts wurden sie in ihren Ställen untergebracht. Die Futterqualität ließ oft zu wünschen übrig, da die Lagerbedingung in den Ställen denkbar schlecht waren. Kutschpferde nutzten tagsüber jede Pause für ein Nickerchen im Stehen. Wiesen und Weiden sahen Stadtpferde selten. Einige durften ab und zu „Urlaub” auf dem Land machen.

Militärpferde waren an das Leben in Zelten oder Pferdchen gewöhnt. Ihre Versorgung wurde von speziellen Knechten sichergestellt. Auf Feldzügen scheute man nicht davor zurück, die Futtervorräte in den Gehöften am Weg zu plündern - oder gleich auch die Bauernpferde als Kutschpferde mitzunehmen.

Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts können Hobby-Pferdehalter sich leisten, über die Bedürfnisse der Pferde nachzudenken und sie artgerecht unterzubringen.
Freizeitpferde müssen ihren Lebensunterhalt in der Regel nicht mehr bei schwerer Arbeit verdienen. Sie erleben - vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte ihrer Nutzung durch den Menschen - eine artgerechte Haltung in der Herde unter ihresgleichen.