Kranke Pferde

Während "normale" Krankheiten sich oft schleichend entwickeln und dem Pferd über längere Zeit seine Lebensqualität rauben, sind Notfälle bei Pferden oft beänstigende Ereignnisse.

 

Im ersten Fall beobachtet man eine langsame Veränderung bei einem Pferd.

Es bewegt sich anders, frisst anders oder schlechter, sein Fell verändert sich, seine Stimmung ist nicht wie gewohnt, es verhält sich manchmal zurückgezogen oder "bockig", verweigert die Kontaktaufnhame oder die Kooperation bei der Arbeit.

Leider können Pferde uns nicht sagen, was sie fühlen.

Es gehört viel Erfahrung dazu, eine Krankheit zu erkennen und dem Tierarzt die richtigen Informationen geben zu können.

Der Pferdebesitzer kann oft die entscheidenden Hinweise zur richtigen Diagnose geben.

 

Notfälle stellen sich ganz anders dar.

Von einem Moment auf den anderen, meist ohne Vorankündigung, geht es dem Tier schlecht.

Alles ist anders.

Sofort muss gehandelt werden.

Fast jeder Notfall ist ein Fall für den Tierarzt.

Dennoch sollte jeder Tierbesitzer wissen, wie er handeln muss, bevor proffessionelle Hilfe vor Ort ist.

 

Verletzte oder kranke Pferde werden von den Herdenmitgliedern oft anders behandelt als normal. An ihrem Verhalten erkennt man manchmal schon früh, dass es einem anderen Tier nicht gut geht.

 

Über die wichtigsten Notfälle bei Pferden geben ausführliche Bücher Auskunft.

 
Jedes Pferd wird irgendwann einmal eine Verletzung haben, sich mit einem Husten anstecken, ein Futtermittel nicht vertragen.
Wer sein Pferd gut kennt, wird jede Abweichung von der Normalität früh erkennen. Es gibt Pferde mit enger Beziehung zu ihren Menschen, die selbst „Bescheid sagen“, wenn etwas nicht stimmt. Sogar in der Herde funktioniert ein solches Frühwarnsystem manchmal. Geht es einem Tier nicht gut, verhalten sich auch die übrigen Tiere anders als sonst. Das Herdenverhalten weicht ab, wenn der Chef erkrankt. Manche Pferde stellen sich schützend neben ein erkranktes Tier, andere rennen so lange herum, bis ein Mensch aufmerksam geworden ist.

Jede Abweichung von der Normalität ist beachtenswert. Im Frühstadium können größere Schäden oftmals verhindert werden. Eine rechtzeitig erkannte Verdauungsstörung muss sich nicht zu einer lebensbedrohlichen Kolik ausweiten, eine Verletzung kann frisch einfacher behandelt werden als in verschmutztem oder infiziertem Zustand, ein leichter Husten muss nicht mit harten Mitteln bekämpft werden.


Die biologischen Besonderheiten der Pferde machen sie empfindlich für bestimmte Krankheiten. Anzeichen sollte in jedem Fall sofort erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden:


Atemwege:


Das Pferd besitzt eine leistungsstarke Lunge, um jederzeit fluchtbereit zu sein. Eine Einschränkung der Lungenfunktion bedeutet in der Wildbahn oft das Todesurteil. Die Leistungsfähigkeit der Lunge macht sie gleichzeitig anfällig für Störungen durch Staub, Allergene (wie Schimmelpilzsporen) und Infektionen.
Die Haltungsbedingungen entscheiden über die Grundgesundheit der Pferdelunge. Ein Pferd gehört an die Luft, braucht den Wechsel der Jahreszeiten, des Wetters, der Temperaturen. In einem schlecht belüfteten Stall müssen Pferde fast zwangsläufig Erkrankungen der Atemwege entwickeln. Wärme durch schlechte Belüftung, Staub und Schimmelpilzbelastung durch Futter und Einstreu, Ammoniak aus dem Mist und mangelndes Training der Lunge durch zu wenig Bewegung oder Bewegung ohne Frischluft verursachen  ernsthafte Lungenkrankheiten. Sie können ein Pferd vollkommen unbrauchbar machen.

Verdauungssystem:


Der Verdauungstrakt des Pferdes ist auf rohfaserreiche Pflanzenkost ausgelegt. Das Pferd hat keine Möglichkeit, unverträgliches Futter auf schnellem Weg wieder auszuscheiden. Ein Hund  erbricht und wird so Schlechtes los. Beim Pferd muss jedes aufgenommene Futter den ganzen langen Verdauungskanal passieren. Auf diesem Weg werden unweigerlich Giftstoffe  aufgenommen, Gase gebildet, Verstopfungen verstärkt, die Nährstoffaufnahme behindert.
Vorbeugung ist immer das Mittel der Wahl. Das Pferd darf keine gefährlichen, giftigen, quellenden, blähenden Futtermittel bekommen. Selbst Wetterumschwünge, Aufregungen, Stress oder ungewohnte Belastungen können zu Verdauungsproblemen führen.
Dennoch kann es trotz aller Vorsicht zu Störungen kommen. Das Pferd hat Bauchschmerzen (Kolik). Vor allem bei den robusteren Ponyrassen sind Koliksymptome schwer zu erkennen. Diese Tiere ertragen Schmerzen oftmals heldenhaft; bei ihnen ist die Verweigerung des Futters oftmals das einzige Anzeichen. Einige Pferde zeigen Kolik durch schwitzen, andere haben kalte Ohren, manche verhalten sich anders als sonst, sind ruhiger, desinteressiert, legen sich zu unüblichen Zeiten hin. Auf Unruhe, Toben, Wälzen, Flehmen oder Aggressivität können Anzeichen sein.
Kolikanzeichen sind immer absolut ernst zu nehmen. Bei jeder Kolik ist der Tierarzt zu rufen. Abwarten ist nicht das Mittel der Wahl. Futter ist aus der Reichweite des Tiere zu entfernen; das Tier soll sich an der Hand bewegen, soweit es dazu in der Lage ist.
Aufgrund der Vielfalt der Ursachen und Erscheinungsformen möglicher Verdauungsprobleme ist es nicht möglich, die Behandlung des Tierarztes zu schildern.
Zu den Routineuntersuchungen bei Kolik gehört das Abhören der Darmgeräusche, eine rektale Untersuchung auf Verstopfungen, Gasbildung oder Darmschlingen. Der Gesamtzustand des Pferdes entscheidet oftmals über die Maßnahmen, da der Verdauungsapparat nicht komplett untersucht und damit auch nicht immer die Ursache entdeckt werden kann. Entkrampfende und gaslösende Medikamente können gespritzt werden. Bei Verstopfungen müssen diese durch Eingabe „schmierender“ Mittel über einen Schlauch gelöst werden. Darmverschlingungen müssen oftmals unverzüglich operiert werden, da sonst Darmteile absterben oder platzen können.

 

 

Eine Kolik kündigt sich selten vorher an. Meist steht das Pferd plötzlich lustlos dabneben, wenn die anderen fressen.

Manchmal legt es sich auch hin, zeigt Schmerzzeichen.

Sofortige Isolation von Futter und Wasser ist geboten, bis der Tierarzt Entscheidungen getroffen hat.

Bei Koliken besteht je nach Schwere und Ursache Lebensgefahr!




Hufe:


Die Besonderheit der Hufe ist gleichzeitig die Ursache für ihre Störanfälligkeit. Das Pferd läuft anatomisch gesehen auf dem Zehennagel der mittleren Zehe. Dieser Nagel ist eine harte Hornkapsel, die Knochen und Weichteile fest umschließt. Gleichzeitig ist die Sohle des Hufes  vergleichsweise weich und hat direkten Kontakt zum Untergrund. Eingetretene Fremdkörper, eine unphysiologische Hufform mit ungleicher Belastung oder Stoß-Verletzungen können in direktem Kontakt zum Boden selbst bei kleinen Defekten durch eindringende Bakterien Entzündungen verursachen. Entzündetes Gewebe wird stark durchblutet, um den Defekt einerseits zu reparieren, andererseits Stoffe abzutransportieren. Es bildet sich gewöhnlich eine Schwellung oder ein Bluterguss. Dieser kann sich jedoch innerhalb der festen Hornkapsel nicht ausdehnen. Das verursacht einen für das Pferd oft unerträglichen Druckschmerz.
Auch bei Huf-Problemen ist der Tierarzt gefragt. Er wird versuchen, die Entzündung zu öffnen, um den Druck zu lindern.

Verletzungen:


Größere, offene Verletzungen gefährden in der Natur das Leben eines Pferdes. Durch schlimme Verletzungen ist es an schneller Flucht gehindert. Es ist für Jäger leichte Beute. Wenn es Blut verliert, zieht es zudem Raubtiere gleichsam an. Leicht kommt die Wunde mit Bakterien und Insekten in Kontakt und entzündet sich. Die Schwächung des Gesundheitszustands durch eine Entzündung ist bei einem Fluchttier nicht zu unterschätzen.
Maulverletzungen heilen zwar vergleichweise schnell, führen jedoch in Folge leicht zu Verdauungsstörungen.
Im Alltag eines Hauspferdes kommen Verletzungen durch andere Pferde (Spiel, Streit), durch Reiten (Satteldruck, Sporenverletzungen, Unfälle), im Stall (durch Festliegen, Hängen bleiben,  Anstoßen, Stolpern, Ausrutschen...) vor. Auf der Weide sind Pferde besonders im Frühjahr und im Herbst durch Insektenstiche gefährdet. Ein Insektenstich im Maulbereich sollte vom Tierarzt behandelt werden, um die Schwellung zu kontrollieren. Ansonsten können Atmen und Fressen unmöglich werden.


 

Im Falle von offenen Verletzungen ist es notwendig, das Tier vor weiterem Schaden zu bewahren. Meist muss man verhindern, dass es in der Herde mitläuft und eine Wunde zusätzlich verschmutzt oder durch Bewegung vergrößert wird.

Fremdkörper werden nicht entfernt, bis der Tierarzt die Schwere der Verletzung begutachtet hat.

Es werden keine Salben, Sprays oder ähnliches angewendet, der Tierarzt muss die  Wunde in ihrem Urzustand sehen und behandeln.

 

 

Bewegungsapparat:

 

 

Pferde als soziale Tiere, die sich gerne und viel bewegen uind bewegen sollen, könnne sich jederzeit eine Verletzung im Bereich des Bewegungsapapartes zuziehen.

Daraus zu schließen, die Pferde sich nicht miteinander oder nicht frei bewegen zu lassen, wäre jedoch ein Trugschluss.

Vor allem Pferde, die lange in Ställen stehen, neigen dazu, ihre aufgestaute Energie explosionsartig loszuwerden, sobald sie Gelegenheit erhalten.

Dies führt viel eher zu Verletzungen, Zerrungen oder Überbelastungen als kontinuierliche, konditionierende Bewegung in der Herde. Die beste Vorbeugung ist das Leben in möglichst artgerechter Haltung.

Auch die Nutzung des Pferdes führt bei Unachtsamkeit zu Überforderung des Bewegungsapparates.

Jedes Pferd muss sich an das Reitergewicht und die ihm gestellten körperlichen Anforderungen gewöhnen können. Dabei ist immer auf die körperlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten des einzelnen Tieres Rücksicht zu nehmen.

 

 

Lahmheiten müssen nicht, können aber plötzlich auftreten.

Sind die Ursache eine Hufverletzung oder ein Beinbruch, muss sofort gehandelt werden. Fremdkörper verbleiben im Huf, bis der Tierarzt sie entfernt. Das Tier sollte sich möglichst wenig bewegen.

 

 

 

 

Stalleinrichtung als Krankheitsvorsorge

 

Es sollte für den Fall der Fälle ein sauberer Stall und ein Behandlungsplatz für den Tierarzt zur Verfügung stehen.

Vor allem Pferde, die es nicht gewöhnt sind, alleine in einer Box zu stehen, werden zusätzlich nervös oder ängstlich, wenn sie eingesperrt werden.

Nützlich ist eine Box, die unmittelbar an den gewohnten Gruppenstall anschließt, sodass die anderen Pferde beruhigend auf das kranke Tier einwirken können.

 

Über eine nützliche Stallapotheke informiert der Tierarzt oder auch ein gutes  Fachbuch.

 

In jeden Stall, in jede Sattelkammer oder Futterkammer gehört eine Liste mit Telefonnummern, die im Notfall wertvolle Zeit sparen.

Wer die Verantwortung für fremde Pferde übernimmt, sollte vereinbaren, dass im Notfall ein Tierarzt gerufen werden darf und der Tierhalteranfallende Kosten übernimmt.

 

Ein einsatzbereiter Pferdeanhänger mit entsprechendem Zugfahrzeug tut gute Dienste, wenn Tiere plötzlich in die Klinik transportiert werden müssen.