Giftpflanzen
Nur noch wenige Menschen - das ist bei Pferdehaltern nicht anders - wissen um die Nutzbarkeit oder Gefährlichkeit der Pflanzen.
Immer wieder sterben Pferde, weil sie auf der Weide, über den Weidezaun oder bei einem Ausritt giftige Pflanzen aufnehmen.
Auch Heu kann mit Giftpflanzen versetzt sein, wenn der Produzent nicht ausreichend informiert ist.
Einige Pflanzen sind nur frisch giftig. Manche werden von erfahrenen Pferden erkannt und gemieden.
Viele Pflanzen sind jedoch auch in getrocknetem Zustand noch giftig und können dann von den Pferden nicht mehr erkannt werden.
Auf der Weide meiden die meisten Pferde z.B. Gundermann oder Kreuzkraut, im Heu fressen sie es jedoch mit.
Pflanzen wirken auf unterschiedliche Weise.
Einige Beispiele:
Akut und sofort stark giftig:
Wichtigstes Beispiel: Die Eibe.
Da Pferde ihre Blätter nicht als giftig erkennen, aber schon an sehr geringen Mengen sofort durch Sauerstoffmangel im Blut sterben, wurden Eiben ausgemerzt. Bereits im Mittelalter verschwand die
Eibe aus unseren Wäldern. Ihr Holz war sehr begehrt zum Bogenbau. Dennoch muss auch heute noch jeder Pferdehalter und Reiter die Eibe kennen. Sie steht in vielen Gärten, in Parks, auf Friedhöfen,
manchmal findet man sie sogar direkt neben Pferdewiesen. Nach der Aufnahme eines kleinen Eibenzweiges wird ein Pferd zusammenbrechen. Eine Therapie kommt fast immer zu spät. Das Pferd verstirbt an
Sauerstoffmangel.
Stark giftig ab einer bestimmten Aufnahmemenge:
Viele Kräuter und Gehölze, die auf Wiesen, Weiden, in Wäldern und Gärten vorkommen sind giftig. Hahnenfußarten, Gundermann, Nadelholz, Thuja/Lebensbaum, Rainfarn, Liguster, Robinie uvm.
Vor allem Leber und Nieren werden durch verschiedenste Giftstoffe langfristig geschädigt. Oft ist auch das Nervensystem betroffen.
Auch in kleinen Mengen über längere Zeit giftig:
Das Jakobskreuzkraut ist schon in kleinen Mengen giftig. Ältere Pflanzen werden in der Regel nicht gefressen, die jungen Rosetten erkennen vor allem Jungtiere nicht als Gefahr. Die Wirkstoffe des
Jakobskreuzkraut reichern sich an und schädigen die Leber. Selbst geringe Mengen werden so über die Zeit zur Gefahr. Erst seit wenigen Jahren breitet sich diese Art aus und ist nur schwer zu
bekämpfen. Wiesen mit Jakobskreuzkraut dürfen nicht als Weide oder zur Heugewinnung genutzt werden. Leider erkennen nicht alle Landwirte diese Pflanze.
Jahreszeitlich aktuelle Gefahren:
Früchte (besonders unreife Birnen, Äpfel) in größeren Mengen führen zu starkem Durchfall und Koliken. Auch Eicheln und Bucheckern führen zu gefährlichen Verdauungsstörungen, die Blätter der Bäume ebenso.
Ein Ausflug in ein reifes Weizenfeld kann für das Pferd lebensgefährlich werden. Kartoffellaub, Tomatenpflanzen, Gartenbohnen und viele andere Zier- und Nutzpflanzen sind giftig.
Die Kenntnis der wichtigen Giftpflanzen wird leider in Reitschulen und Ponyhöfen selten gelehrt. Pferdehalter wissen oftmals gar nicht, was alles auf ihrer Weide wächst, Reiter sind sich nicht
bewusst, welche Gefahr ein „Naschen“ am Wegesrand mit sich bringen kann.
Sobald auf einer Weide eine Art besonders häufig vorkommt, sollte man eingreifen. Selbst wenn z.B. Fingerkraut, Kriechender Hahnenfuß oder Ampfer nicht als extrem gefährlich gelten, werden sie von
den Pferden nicht gerne gefressen. Mit der Zeit verdrängen sie die wertvollen Futtergräser und Kräuter.
Alle quellfähigen Futtermittel (pelletiertes Schaffutter!) oder sonstige Substanzen (auch bestimmte Einstreuarten) müssen von Pferden ferngehalten werden. Sie können Schlundverstopfungen oder Koliken verursachen.
Es ist also mitnichten eine „einfache Lösung“, das Pony „mit den Schafen mitlaufen“ zu lassen.
Einige Pflanzen enthalten parasitäre Schimmelpilze oder Bakterien, die gesundheitliche Schäden bei den Tieren hervorrufen.
Das kann auch über die frische Pflanze geschehen.
Seit einiger Zeit verdächtigt man z.B. Ahornarten wie auch bestimmte Gräser, gesundheitsgefährdende Stoffe - evtl. aus parasitären Arten - zu enthalten.
Auch das Winterfutter enthält oft Schimmelpilze, die Leberschäden veursachen und aktuen Husten bis hin zum Asthmaanfall auslösen können.