Sommer und Winter


Nach den Leitlinien für Pferdehaltung des BMELV ist vorgeschrieben, Pferde mit artgerechtem und gesundheitlich unbedenklichem Futter zu versorgen. Die Tiere sollten ihrer natürlichen Gewohnheit möglichst viel Zeit mit dem Fressen zubringen.
Nicht jedem Pferd und in jedem Stall kann man ständig Futter zur freien Verfügung geben. Viele Tiere würden aus Langweile zu viel fressen oder auf für Pferde weniger gut geeigneten Böden bzw. ungeeignete Grassorten zu viele Nährstoffe aufnehmen. Dann muss jedoch mindestens drei Mal täglich Raufutter (Heu, Stroh) angeboten werden.

Futtermittel für Pferde werden eingeteilt in:


Raufutter (Heu, Stroh, Heulage, Häckselfutter, Heucobs etc.)


Saftfutter (Gras, Möhren, Äpfel etc.)


Kraftfutter (Getreide, Getreidemischungen, Müsli etc.)

 

 

Heute füttern viele Pferdebesitzer zusätzlich vielfältige
Futterzusätze (Leinsamen, Mineralmischungen, Vitaminmischungen, sonstige Zusatzfutter) oder auch
medizinische Zusatzfuttermittel (zur Behandlung spezielle Leiden und Schäden oder zur Steigerung der Leistungsfähigkeit oder des Zuchterfolges).

Ein wildlebendes Pferd beschäftigt sich ca. 16 Stunden pro Tag mit der Futtersuche. Es frisst mit nur kleinen Pausen in kleinen Mengen. Satt ist ein Pferd, wenn es ausreichend gekaut und gerupft hat. Diesem Bedürfnis muss die Pferdefütterung entsprechen. Raufutter ist die absolute Futtergrundlage für Pferde. Man rechnet pro 100 kg Pferd ca. 1-1,5 kg Heu. Das Raufutter ist auf mindestens drei - besser sehr viele kleine -  Mahlzeiten zu verteilen. Heu und Stroh zur freien Verfügung muss nicht immer zuträglich sein. Einige Ponyrassen würden dann pausenlos fressen, ohne dabei den natürlichen Aufwand der Futtersuche betreiben zu müssen. Tiere mit Allergien können nur mit nassem Futter versorgt werden, das bei Vorratsfüttern entweder trocknen oder verderben würde.

Robuste Ponysrassen sind mit Heu, einem Mineralsalzleckstein und einem Salzleckstein in der Regel ausreichend versorgt.
Stroh sollte nur in geringen Mengen verfüttert werden, da es in zu großen Mengen leicht Verstopfung verursachen kann. Daher muss man bei bestimmten Pferden sehr vorsichtig mit Stroheinstreu sein. Einige fressen ihren kompletten Stall leer und nehmen so gefährlich große Mengen Stroh zu sich.
Silage oder Heulage verträgt nicht jedes Pferd. Einige reagieren mit Durchfall.
Wenn Weidegras zur Verfügung steht, ist auch dieses (mit den bereits genannten Einschränkungen) als Futtergrundlage geeignet.
Alle anderen Futtermittel werden nach Bedarf und Leistungsanforderung gefüttert.

Heu für Pferde muss grobstengelig und möglichst vom ersten Schnitt sein. Man unterscheidet artenreiches Wiesenheu von Feldgras (meist Raygras oder Raygrasmischung). Wiesenheu ist für Pferde besser geeignet. Es sollte nicht zu früh und zu jung geschnitten werden. Viele Landwirte pressen nur noch Großballen, deren Qualität oft weniger gut ist. Das Heu ist dann sehr fest gepresst und kann nicht mehr nachtrocknen. Bevor Heu gelagert wird, muss es gut getrocknet sein. Zu feuchtes Heu fördert das Bakterien- und Schimmelpilzwachstum. Schimmel im Heu ist extrem gesundheitsgefährlich für Pferde. Die Sporen werden eingeatmet und verursachen Husten,  Schimmelpilz-Gifte schädigen den Organismus, besonders die Leber. Bakterien können zu feuchtes Heu so weit erwärmen, dass es sich selbst entzündet und die Scheune abbrennt.
Wer Heu frisch von der Wiese selbst einlagert, sollte die Temperaturentwicklung in den ersten Monaten überwachen. Heute gibt es kostengünstige Messgeräte, die für Kleinballen ausreichen. Kommt es zu einem Brand, muss der Feuer-Versicherung nachgewiesen werden, dass eingelagertes Heu regelmäßig überprüft und nicht die Ursache des Brandes war.

Heulage und Silage muss ausdrücklich für Pferde hergestellt sein. Rindersilage ist viel zu fein und aus jungem, zu eiweißhaltigem Gras. Pferde würden sie nicht vertragen. Fachgerechte Herstellung und Lagerung von Heulage oder Silage verlangt große Erfahrung. Schlechter Geruch, Schimmelbildung oder Staub deutet auf Verderb hin. Es gehört einige Erfahrung dazu, schlechte Qualität zu erkennen.

Stroh ist im Grunde ein Abfallprodukt der Getreideherstellung. Die reifen, trockenen Halme bleiben nach der Ernte der Getreidesamen übrig. Sie werden zu Ballen gepresst und als Raufutter oder auch Einstreu verwendet. Weizenstroh und vor allem Haferstroh mögen Pferde gerne. Gerstenstroh und Roggenstroh sind gröber, grannenhaltig und mit Bitterstoffen, sodass diese Sorten eher als Einstreu genutzt werden. Einige Pferde fressen sie aber dennoch in größeren Mengen. Leicht entsteht durch eine frisch mit Stroh eingestreute Box eine Verstopfungskolik.