Weide und Weidepflege
Nahe großer Städte ist Weideland selten und teuer. Pferdehaltung auf der Wiese ist damit kaum möglich. Die wenigen vorhandenen Weiden müssen intensiv genutzt und bewirtschaftet werden. Oftmals sind
sie mit einer viel zu großen Pferdezahl besetzt, in der Realität oft schlecht gepflegt.
Auf dem Land gibt es in vielen Gegenden noch ausreichend Weideland, das aber in seiner Struktur nicht unbedingt zu den Bedürfnissen eines Pferdes passt. Die heutigen Weideflächen haben meistens zu
gutes Gras, das eher für Hochleistungs-Rinder geeignet ist. Viele Wiesen liegen auf sehr guten Böden, die über Jahrzehnte stark genutzt und auch stark gedüngt wurden. Artenarme Grasmischungen wurden
eingesät, um die Bedürfnisse von Hochleistungsrindern zu befriedigen. Für Pferde sind weder überdüngte noch Hochleistungsgräser geeignet.
Nur noch selten gibt es alte, artenreiche Weiden auf armen Standorten, die uneingeschränkt zur Ernährung der Pferde geeignet sind. Solche Weiden findet man hauptsächlich in den Mittelgebirgen, den
Alpen und dem Alpenvorland an Standorten, die für Ackerbau und intensive Viehhaltung nicht geeignet sind.
Selten wird es möglich sein, sein Pferd ausschließlich von Weidegras zu ernähren.
Die Weidezeiten müssen eingeschränkt werden, um die Pferde vor Krankheiten und die Wiesen vor Überweidung schützen.
Wenn Pferde wenigstens zeitweise in einem kahlen Paddock stehen, ist das oft gesünder für sie.
Gute Pferdeweiden bestehen aus vielen verschiedenen Grasarten und einem Anteil Kräutern, die der Gesundheit nutzen.
Heute weiß man, dass Gräser verschiedene Inhaltstoffe haben. Vor allem Gräser mit viel Zucker (Fruktan) sind wenig geeignet für Pferde. Allerdings schwankt die Zusammensetzung der Gräser im Laufe des
Jahres mit der Reife und auch im Laufe eines Tages mit Temperatur und Sonnenlicht. An kalten, sonnigen Tagen enthalten viele Gräser besonders hohe Konzentrationen schädlicher Stoffe. Man sollte die
Pferde dann erst nachmittags auf die Weide lassen, wenn der Fruktangehalt wenigstens teilweise abgebaut ist.
Inzwischen gibt es zur Neuanlage von Pferdewiesen Saatgut mit fruktanarmen, pferdegerechten Gräsermischungen zu kaufen.
Nach bestimmten Wetterkonstellationen (in Verdacht sind Frostnächte) können Pilze auf den Gräsern Giftstoffe produzieren, die den Pferden gefährlich werden. Auf diesem Gebiet besteht jedoch
noch Forschungsbedarf. Im Frühjahr, Herbst und Winter lassen viele Pferdehalter ihre Tiere vorsichtshalber erst spät am Tag auf die Wiese, wenn Bodenfrost und Feuchte vorbei sind.
Selbst extra für Pferde angelegte Weiden werden aufgrund zu kleiner Flächen durch den starken Vertritt und den tiefen Verbiss im Laufe der Zeit schlechter. Viele Gräser vertragen es schlecht, ständig
getreten und verbissen zu werden. Weniger geeignete Gräser wenigen Arten können sich ausbreiten und verdrängen nützliche Arten. Giftpflanzen setzen sich durch, wenn zu viele Pferde zu lange auf
zu kleinen Flächen grasen und dadurch Lücken in der Vegetation entstehen. Sehr gefährliche Giftpflanzen auf schlecht gepflegten Weiden sind das Jakobskreuzkraut, verschiedene Hahnenfuß-Arten, der
Gundermann, Rainfarn oder auch die Herbstzeitlose. Eher lästig, aber nicht extrem gefährlich sind vor allem Fingerkraut, Brennesseln, Disteln, Zinnkraut, Sauerampfer oder Klee. Was nicht auf die
Wiese gehört und als Futter für die Tiere geeignet ist, sollte rechtzeitig beseitigt werden. Eine gute, gepflegte und nicht übermäßig von Pferden genutzte Grasnarbe beugt unerwünschten Pflanzen
vor.
Gegen einige „Unkräuter“ muss man jedoch zum Schutz der Tiere notfalls auch mit Spritzmitteln vorgehen. Einzelne Arten können leider immer noch nicht wirksam bekämpft werden. Selbst ein Umbruch der
Wiese und eine Neueinsaat würde diese Arten nicht beseitigen. Manchmal hilft eine Mischbeweidung oder Nachbeweidung mit Schafen oder Rindern.
Überall wo Pferde laufen, verbreiten sie ihre Parasiten. Im Weideboden können ihre verschiedenen Lebensstadien lange Zeit überdauern. Selbst nach Jahren infizieren sie Pferde. Jede Weideflächen
muss regelmäßig gesäubert werden.
Wenn die Pferde die Fläche dauernd oder täglich nutzen, sollte man die Haufen täglich einsammeln. Ein Infektionsrisiko ist bei Weidepflege durch Wiederkäuer zwar reduziert, aber nicht
ausgeschlossen.
Heu sollte von Pferdewiesen grundsätzlich nicht gewonnen werden. Das gilt auch für Flächen, auf die Pferdemist ausgebracht wurde. Gut verrotteter Kompost kann genutzt werden. Man sollte vorher eine
Probe auf Wurmeier untersuchen lassen.