Sicherheit


Pferde sind Fluchttiere: Sicherheit

Der Stall an sich und die übrigen Anlagen, in denen sich Pferde und ihre Reiter bewegen, müssen pferdegerecht eingerichtet sein. Sie müssen die Gesundheit und das natürliche Verhalten der Tiere berücksichtigen.

Pferde in der Herde müssen aufeinander reagieren können. Ein ranghohes Tier kann mit einer Bewegung seiner Ohren das rangniedrigere von Futter, Wasser oder Schlafplatz schicken. Das rangniedrigere muss  - seinem Instinkt folgend - gehorchen. Auf diese Verhaltensweisen muss bei der Einrichtung eines Stalles und Paddocks wie auch der Wiesenflächen Rücksicht genommen werden. Rangniedrige Tiere müssen immer und überall den ranghöheren gefahrlos ausweichen können. Kann es das nicht, so wird das ranghohe Tier sein Recht notfalls mit Gewalt durchsetzen.
Ein Stall sollte zwei Ein- und Ausgänge haben, eine Paddock keine Sackgassen und eine Weide keine engen Durchgänge oder spitze Ecken haben. Nirgendwo sollte ein ranghohes Pferd ein anderes in die Ecke treiben können. Der Fluchtmöglichkeit beraubt gerät ein Pferd schnell in Panik und versucht der Situation zu entfliehen. Daran hindert es im Zweifelsfall auch kein Weidezaun und keine Absperrung. Verletzungen sind vorprogrammiert, weitere Gefahren durch beschädigte Zäune oder Stalleinrichtungen kaum vorauszusehen.
Ställe und Unterstände für mehrere Tiere müssen so groß oder derart unterteilt sein, dass jedes - auch das rangniedrigste - Tier sich unterstellen und ungestört ruhen kann. Gleiches gilt für Futterplätze und Wasserstellen.

Türen und Stalldecken müssen ausreichend hoch sein, sodass sich auch steigende und spielende Pferde nicht verletzen. Sie sollten breit genug sein, abgerundete Kanten haben und selbstverständlich keine vorstehenden Riegel oder Haken aufweisen. Immer wieder kommt es vor, dass zwei Ponys gleichzeitig durch eine Tür gehen wollen. Auch solches sollten Stalltüren verletzungsfrei aushalten.

Gänge dürfen nicht rutschig, Futter- und Tränkeplätze nicht glatt sein. Betonsteine sind günstiger als Beton, raue Pflastersteine besser als Kopfsteinpflaster.
Nicht immer kann man sich den Untergrund aussuchen. Glatte Außenflächen sollten bei Eis und Schnee dann wenigstens sicher abgesperrt werden können. Wo das nicht möglich ist, sollte man lieber eine Schneeschicht liegen lassen, die sich festtritt und ggf. buckelig gefriert. Eine solche Fläche kann man mit benutzter Einstreu, Sand oder Holzspänen streuen. Die Pferde sind dann vorsichtig und meiden die glatten Stellen. Viel gefährlicher ist eine scheinbar freie Fläche, auf der sich Glatteis bildet.
Künstliche Hindernisse wie Reifen oder Balken bremsen die Pferde und verhindern bei Glätte wilde Spiele.

Die gesamte Anlage sollte aufgeräumt sein. Stehen Mistgabeln oder Schubkarren, alte rostige Maschinen oder sonstige Dinge herum, ist es nur eine Frage der Zeit bis zum ersten Unfall bei Tier oder Mensch.
Herumliegende Werkzeuge, Drähte, Abfälle und Materialien bergen Gefahren. Pferde fressen Dinge, die sie mit den Lippen untersuchen oder wenn sie sie aus Futterneid herunter schlingen. Spitze Teile dringen in Hufe ein, scharfe Kanten reißen das Fell auf. Bedenken muss man immer, dass Pferde auch einmal plötzlich und unbeherrscht reagieren, scheuen oder zurückspringen, sich streiten oder rangeln. Selbst vorsichtige Tiere geraten so schnell in Gefahr.
Auch Kinder, die sich gerne in der Nähe von Pferden aufhalten, sind gefährdet.

Stalltüren, Weidetore und andere Öffnungen müssen pferdefest gestaltet werden. Durch pure körperliche Gewalt wie Gegenlehnen oder Treten, aber auch durch Spielen mit den äußerst beweglichen Lippen können Pferde so manche Verriegelung öffnen. Es gibt sichere Schieber, die auch ein gelangweiltes oder sehr verspieltes Pferd nicht öffnen kann.
Der Pfleger jedoch sollte sie möglichst auch mit einer Hand und bei Kälte auch mit Handschuhen bedienen können.
Vor allem die Futterkammer ist sicher zu verschließen, ansonsten kann ein Ausflug fatale Folgen für die Tiere haben. Falsches, ungewohntes oder schlichtweg zu viel Futter kann schwere Koliken und weitere gesundheitliche Schäden (z.B. Hufrehe) auslösen.
Weideöffnungen sind so anzulegen, dass einzelne Pferde durchgeführt werden können, ohne dass weitere ausbrechen können. Flexible Bänder mit Handgriffen leisten hier gute Dienste, wenn ausreichend Platz verfügbar ist, um ein Pferd vor oder hinter dem Tor zu drehen.
Schleusen verringern die Gefahr an besonders heiklen Stellen wie an einer Straße. So kann ein Pferd in die Schleuse geholt und erst dann heraus genommen werden, wenn die Schleuse hinter ihm sicher verschlossen wurde.

Zäune sind der Größe und Aktivität der Pferde anzupassen. Hengste und besonders aktive Tiere sind vor allem in kleinen Ausläufen und Wiesen hinter hohen, stark befestigten Zäunen zu halten, während ruhige Ponyherden auf großen Flächen nicht so hohe Anforderungen an die Einzäunung stellen.
Wichtig ist die Ausbruchssicherheit.
Moderne Anlagen bestehen aus für die Pferde gut sichtbaren elektrifizierten Kunststoffbändern. Stromführende Zäune müssen regelmäßig auf ihre Sicherheit überprüft werden. Elektrische Kunststoffbänder haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Sie können durchgerissen, vom Wind durchgescheuert oder auch mutwillig zerschnitten werden. Eine Kontrolle der Zäune ist im Grunde ständig notwendig. Auch die Pfosten, vor allem wenn sie aus Holz bestehen, müssen regelmäßig auf ihre Standfestigkeit überprüft werden. Bewährt haben sich der guten Haltbarkeit wegen Kunststoffpfähle aus Recycling-Material, das nicht angefressen wird, nicht verrottet und sogar wiederverwendet werden kann.

Ein Holzzaun hat nur eine begrenzte Lebensdauer und rottet besonders an der Grenze zwischen Erde und Luft langsam vor sich hin. Irgendwann ist der Pfahl dann nicht mehr standsicher. Holzzäune dürfen nur aus ungiftigen Hölzern hergestellt und nicht mit gesundheitsschädlichen oder umweltschädlichen Imprägniermitteln behandelt sein.
Auch die Querhölzer müssen stabil und gut sichtbar sein. So manches Pferd brach schon durch splitternde Zäune und zog sich schwerste Verletzungen zu.
Fließt kein Strom, stecken Pferde ihre Köpfe besonders gerne durch die Zäune - das Gras auf der anderen Seite lockt. Einige Spezialisten tun dies aber auch trotz stromführender Bänder oder Seile. Vor allem Ponys mit dicker, isolierender Mähne sind sehr erfindungsreich, wenn es um Gras geht.
Stacheldraht als Einzäunung ist tierschutzrechtlich verboten. Neben der hohen Verletzungsgefahr für die Tiere z.B. bei Panik sind Stacheldrähte an Holzpfosten selten ausreichend gespannt und gefährden damit auch andere Tiere und Passanten.


Rund um Koppeln und Paddocks dürfen keine Giftpflanzen stehen. Pferde sind sehr einfallsreich, um auch durch den höchsten Zaun noch Grün zu erreichen. Leider erkennen sie nicht alle giftigen Pflanzen. Die besonders gefährliche und in kleinen Dosen bereits tödliche Eibe wurde schon vor Jahrhunderten in den europäischen Wäldern ausgerottet, weil die Pferde sie nicht erkennen konnten. Die Bäume wurden zu Bögen verarbeitet und konnten dann Kutsch- und Reitpferden nicht mehr gefährlich werden.